Worum es geht

Beschreibung

In diesem Ricordo (Nachzeichnung zur Erinnerung) nach Figuren des Treppenhausfreskos in Würzburg zeichnete Giovanni Domenico Tiepolo die auf dem Elefanten reitende »Asia« sowie die Menschenmenge rechts neben ihr (Massimo Gemin und Filippo Pedrocco: Giambattista Tiepolo. I dipinti. Opera completa, Venedig 1993, Nr. 415; Der Himmel auf Erden. Tiepolo in Würzburg, hg. von Peter O. Krückmann, Ausst.-Kat. Würzburg, Residenz [15.2.-19.5.1996], München und New York 1996, Bd. 1, Abb. S. 112-113). Der Kopf des römischen Imperators hingegen, der auf der noch freien Stelle im Papier rechts oben erscheint, geht auf das Stuckmedaillon unterhalb des »Schmuckhändlers« (vgl. Inv. Nr. C 1480 verso) in der »Afrika« zurück (Würzburg 1996, Bd. 1, Abb. S. 108-109). Die »Asia« entstand noch 1752 vor dem Umsetzen des Gerüsts. Auf der Rückseite findet sich eine zarte Skizze nach dem »Flussgott Nil« von 1752 aus der »Afrika«-Gruppe, den Giovanni Domenico auch in einem weiteren Ricordo festgehalten hat (Inv. Nr. C 1499; Würzburg 1996, Bd. 1, Abb. S. 109). In der »Asia« sind die Kennzeichen seines Zeichenstils in den Ricordi deutlich feststellbar: Charakteristisch sind die harten parallelen Schraffurstriche, besonders an den Ohren des Elefanten, sowie die etwas unklare Partie von Kopf, Schulter und Gewand der Asia, die der Zeichner mit Schraffuren und Verwischungen zu überspielen sucht. Ikonographisch höchst bemerkenswert ist, dass Giovanni Battista Tiepolo die »Asia« in Würzburg auf einen Elefanten, die »Afrika« hingegen auf ein Kamel setzte, ganz entgegen der Tradition, etwa bei Cesare Ripa, der das Kamel der Personifikation Asiens zuordnet (vgl. Svetlana Alpers und Michael Baxandall: Tiepolo und die Intelligenz der Malerei, Berlin 1996, S. 162, sowie Johann Georg Hertel: Des berühmten italiänischen Ritters Caesaris Ripae Allerley Künsten und Wissenschaften, Nachdruck München 1970, S. 103 mit Abb.) Vorbild für die weiblichen Personifikationen der Erdteile im Würzburger Treppenhausfresko war vermutlich die Kupferstichfolge von Adriaen Collaert (1560-1618) nach Marten de Vos (1532-1603) (Inv.Nr. A 14371-A 14374): Auch bei Collaert sitzt die »Asia« auf einem Kamel und hält das Weihrauchgefäß, Hinweis auf die Vielfalt der Gewürze Asiens, das bei Tiepolo in der Hand des Pagen vor der »Afrika« wiederkehrt. Collaerts »Afrika« reitet auf einem mächtigen Krokodil mit wüsten Zähnen, das bei Tiepolo jedoch zum Begleittier der »Amerika« wurde. Umso mehr war es nötig, diese inhaltliche Neuerung in einer Nachzeichnung durch den Sohn festzuhalten, um später darauf zurückgreifen zu können, wie es dann 1762/64 im Königspalast in Madrid geschah: Im dortigen Deckenbild mit der »Glorie Spaniens« erscheint die »Afrika« ebenfalls auf dem Kamel (Gemin/Pedrocco 1993, Nr. 516). In den frühen Fresken Giovanni Battistas im Palazzo Clerici in Mailand von 1740 war das Kamel noch dem Erdteil Asien beigesellt, der Elefant Afrika (Gemin/Pedrocco 1993, Nr. 237).

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