Apokalypse: Das Tier und der falsche Prophet

Worum es geht

Beschreibung

Aus Max Beckmann: »Apokalypse« (vgl. Inv. Nr. A 2008/GVL 1198): Das Meer im Hintergrund ist durch mehrere Schiffssegel am Horizont angedeutet. Die zwei genannten Tiere stellt Beckmann als Menschenpaar dar, links in Frontalansicht eine verführerische Frau, rechts im Profil eine Art Teufel wiederum mit grüner Gesichtsfarbe, der falsche Prophet und Verführer. Allein die Hörner beider Gestalten sind dem Text direkt entnommen; beide sind hart angeschnitten durch die sich darunter befindende Szene (vielleicht ist auch ein Durchgeschnitten gemeint: die Frau an der Brust, der falsche Prophet am Mund). Ob Beckmann bei dem Verführer auf eine direkte politische Figur, etwa Josef Goebbels anspielt, muss offen bleiben. Die Gestirne scheinen entfernt an Flugzeuge oder Propeller zu erinnern (ohne jedoch direkt Stukas im Anflug zu suggerieren) und reflektieren Vers 13: »feuer vom himmel«. Die Gruppe rechts unten bezieht sich auf die Passage »dem tier ein bild machen«: Der Mann mit Brille (ein Künstlerporträt?) formt mit seinen beiden Händen einen (nach dem Haar zu urteilen weiblichen) Kopf, umgeben von zwei weiteren Männern, einer davon mit einer Art kleinem Zylinder (?). Eine vergleichbare Nebenszene findet sich in der Zuschauergruppe des Gemäldes »Auferstehung« von 1916/18 in der Staatsgalerie Stuttgart, in dem der Maler selbst mit Frau und Freunden die Vision beobachtet. Der visionären Ebene der Tiere steht die real irdische gegenüber: »und saget denen, die auf erden wohnen, daß sie dem tier ein bild machen sollen«. In der Deutung des Textes steht das Tier aus dem Meer für Rom und seine Kaiser (die sieben Köpfe als Anspielung auf die sieben Hügel Roms, die zehn Hörner auf diverse Kaiser, von denen einer verwundet, aber wieder lebendig wurde: »Und ich sah seiner häupter eines, als wäre es tödlich wund; und seine tödliche wunde ward heil« - bei Beckmann das herabhängende, bluttropfende Horn links). Das andere Tier symbolisiert Roms östliche Satrapen. Thema des gegen staatliche Obrigkeiten polemisierenden Textes ist der Kaiserkult, die Anbetung der Kaiser (des Tieres) und die Verfolgung derer, die sich dieser verweigerten. Der Bildhauer, direkt unter dem Kopf des falschen Propheten, der dem Tier ein Bild macht, ist der Verführer, insbesondere der Jugend, schlechthin. Beckmann verzichtete jedoch auf diese, vom Text her vorgegebenen Möglichkeit, sich mit dem Nationalsozialismus auseinander zu setzen.

Text

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