Jugend braucht Kunst

Jugend braucht Kunst als Serie neuer Workshops für Klasse 7 bis 13 bietet Schülerinnen und Schülern die besondere Möglichkeit, über das Museum als Raum und über den Zusammenhang von Kunst und ihre politischen, sozialen und gesellschaftlichen Kontexte nachzudenken.

Sie können gemeinsam mit Ihrer Klasse zwischen verschiedenen Workshops auswählen, angefangen bei aktuellen Themen wie Demokratie, Meinungsfreiheit und soziale Plastik, Migration und Rassismus bis zu Geschichte, Widerstand und Provenienz. Was zählt, sind eine Vielfalt der Ansätze sowie zahlreiche Denk-, Dialog- und Kreativitätserlebnisse. Kunst wird begreifbar und schlägt so Brücken zu anderen Schulfächern – sei es Deutsch, Geschichte, Gemeinschaftskunde oder Politik.

Planen Sie mit Ihrer Gruppe oder Klasse einen Vor- oder Nachmittag in der Staatsgalerie – wählen Sie aus!

#1 Mensch Natur! Kunstwelten im Klimawandel

Neue Wetterphänomene, schmelzende Gletscher oder verschwindende Biodiversität – in diesem partizipativen Workshop rund ums Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit wird über alle Seiten der Kunst und des Kunstbetriebs im Hinblick auf den Klimawandel und seine Folgen diskutiert. In einem Kurzvortrag werden die Jugendlichen zunächst mit diversen Daten und Fakten in das Thema eingestimmt um im anschließenden gemeinsamen Brainstorming selbst aktiv zu werden. Auf farbigen Karten, die an der großen Pinnwand ihren Platz finden und vom Guide moderiert werden, können sie ihre Fragen oder auch Betroffenheit präzise äußern:  Beunruhigt mich das Verschwinden der Schmetterlinge, der fehlende Schnee im Winter oder das Austrocknen liebgewordener Bäche mehr? Was heißt der Klimawandel global gesehen zukünftig für uns, unsere Kinder und Enkel? Wie anders sieht unsere Welt in ein, zwei oder drei Jahrzehnten aus? Was können wir gegen die allmähliche und dramatische Erhitzung unserer Erde tun?

In einem dritten Schritt lässt sich dann vor ausgewählten hochkarätigen Kunstwerken aus den letzten 700 Jahren der jeweilige und sich wandelnde Blick auf die Natur studieren –und auf deren allmähliche Zerstörung. Stillleben aus dem Barock und Landschaftsgemälde aus der Romantik werden hier ebenso befragt wie Collagen aus nachhaltigen Materialien oder aktuelle Videokunst, die Zukunftsvisionen bereithält. Wie reagierten Künstler in den letzten Jahrzehnten darauf? Welche Positionen gibt es heute? Und schließlich: Wie kann Kunst von ihren Materialien her nachhaltig sein? Und weiter: Wie können Museen ihren ökologischen Fußabdruck verbessern?

Dauer: 120 Minuten
Teilnehmerzahl: max. 25 Teilnehmende 
Ziele: Training in neuen Bilderzählungen, ungewöhnliches Kennenlernen der Sammlung unter Klima und nachhaltigkeitsrelevanten Aspekten, Horizonterweiterung, Querbezüge von politischem Thema zu kulturell-ästhetischem Kontext herstellen. Sensibilisierung der Wahrnehmungsfähigkeit. Verständnis für Wandlung eines Themas im Lauf der Jahrhunderte.

#2 Verfolgt, Diffamiert - Aufgeklärt! Kunst im Kontext von Machtmissbrauch

In diesem Workshop geht es um die zumeist leidvollen, auch abenteuerlichen Geschichten von Künstlerinnen und Künstlern zwischen 1933 und 1945 und wie das oft rätselhafte Verschwinden und Wiederauftauchen von Werken im Kunsthandel oder in Museen im Rahmen der sogenannten Provenienz-Forschung aufgeklärt werden kann.

Die Schülerinnen und Schüler erhalten zunächst eine kurze historische Einführung in die Frage nach der Rolle der Kunst im Nationalsozialismus und die dazugehörigen Fach-Begriffe. Danach tauchen sie in einer spannenden Themenführung mit Arbeitsheft in die Sammlung der Staatsgalerie ein. Im Zentrum stehen Kunstwerke, deren Entstehung, Aussage und auch Verbleib im Zusammenhang mit den dunklen Jahren zwischen 1933 und 1945 der Nazi-Herrschaft in Deutschland stehen.

In besonderer Weise wird die Situation von mehrfach diskriminierten Künstlerinnen und Künstler thematisiert. Im Entdecken, Betrachten und Vergleichen werden die Schülerinnen und Schüler für den Unterschied zwischen affirmativer, gefälliger Kunst einerseits und eigenwilliger, freier und kritischer Kunst in damals oft neuer, unverstandener Bildsprache andererseits sensibilisiert. Im Anschluss werden schließlich Fragen  nach verschiedenen Möglichkeiten von Wiedergutmachung und Versöhnung behandelt und das damit verbundene Forschungsfeld der Provenienz  kennengelernt. Nachvollziehbar werden so die Wege, die die Kunst nach 1945 in der Abstrakten Kunst als Weltsprache eingeschlagen hat.

Dauer: 120 min
Teilnehmerzahl: max. 25 Teilnehmende
Ziele: Historisches Wissen anhand von Kunst vertiefen, Kontexte von Kunst kennenlernen, Sehschule der anderen Art, Forschungsfragen kennenlernen, Demokratie-Bildung.

#3 Kunst und Demokratie: Der erweiterte Kunstbegriff bei Joseph Beuys

Was wollte Joseph Beuys nach 1945 als Künstler für die Demokratie bewirken? Ist etwa jeder ein Künstler, der sich an der Gestaltung der demokratischen Gesellschaft kreativ beteiligt? Warum ist die Demokratie wichtig für die Entwicklung welcher Kunst?

In diesem Workshop werden die Schülerinnen und Schüler für die Kraft von Worten und Sprache, Werk und Ausdruck sensibilisiert. Was können Worte, Bilder und Kunst in Menschen bewegen? Nach einer prägnanten Einführung und Beschäftigung mit dem erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys werden eigene Slogans, Drucke und Postkarten entworfen.

Dauer: 120 min
Teilnehmerzahl: max. 25 Teilnehmende
Ziele: Wahrnehmungsfähigkeit trainieren, Denken in Kontexten trainieren, Sprachkompetenz erhöhen, Gesprächsanlässe schaffen, Assoziationsfähigkeit fördern, kreatives Schreiben, Arbeit im Team, die Gruppe stärken

#4 Kunst und Meinungsfreiheit: Von der Neuen Sachlichkeit zur Sozialen Plastik

Weshalb stand der Künstler George Grosz in den 1920er Jahren wegen »Angriffs auf die öffentliche Moral« vor Gericht, wo er doch mit seiner Kunst nur die Schattenseiten der Weimarer Republik in Deutschland zum Ausdruck brachte? Welche Freiheit forderten die Künstlerinnen und Künstler des Informel nach 1945 für die Kunst nach 1945 zurück? Was verstand Joseph Beuys gar unter der sozialen Plastik?

In diesem Workshop werden die Schülerinnen und Schüler unter Verweis auf historische Bezüge für Kunst als Ausdruck von Meinungsfreiheit und Gemeinschaft sensibilisiert. Nach einer prägnanten Einführung und Beschäftigung mit dem Potenzial von Kunst als sozialer Plastik entstehen eigene Überlegungen dazu, was künstlerisches Handeln als Gemeinschaft bedeutet.

Dauer: 120 min
Teilnehmerzahl: max. 25 Teilnehmende
Ziele: Erinnern von Gesehenem, subjektive Bezüge herstellen, kreative Ideen entwickeln, individuelles Handeln innerhalb einer Gruppe fördern, Gemeinschaftsgefühl stärken

#5 Ich sehe was, was du nicht siehst, und das bin ich! – Migration, Exil und Rassismus im Spiegel der Kunst

Wie liest und erlebt man eine Sammlung herausragender Kunstwerke aus den vergangenen 800 Jahren, wenn die eigene Familiengeschichte oder jene der anderen in der Klasse Biografie prägende Erfahrungen mit Migration enthält? Was »sieht« man und was hat das mit einem selbst zu tun? Kurzum: Wie lassen sich Kunstwerke und Sammlung in der Staatsgalerie mit »heutigen«, interkulturell geprägten Identitätserfahrungen erleben und diskutieren? Der Workshop lädt ein, respektvoll und kreativ Kunst aus interkultureller Perspektive infolge von Migration, Rassismus und Exil anhand ausgewählter Werke und persönlicher Erfahrungen anschaulich zu beleuchten.

Zu Beginn steht ein lockeres Kennenlernen und Erzählen. Im Anschluss lassen sich alle auf Werke eines Künstlers mit Migrationshintergrund und Exilerfahrung ein, dem in der Staatsgalerie ein ganzer Raum gewidmet ist: Pablo Picasso. Wie schaffte es Picasso als nahezu mittelloser Maler aus Málaga in Paris Kunst-Superstar zu werden? An seinen Werken wird nicht nur erfahrbar, dass es in der Kunst kein richtiges oder falsches Betrachten und Verstehen gibt, sondern dass es auch spannend ist herauszufinden, wie Kunst wirkt und was sie mit einem »macht«. Das tiefe unbefangene und assoziative Schauen stimmt auf die Vielfalt der künstlerischen Sprachen im Museum ein. Werke weiterer Künstlerinnen und Künstler werden im Anschluss hinzugezogen und der Blick auf ihre Biografien öffnet den Blick auf die eigene Gemeinschaft: Wo kommen wir her? Welche Sprachen sprechen wir im Alltag? Welche positiven oder negativen Erfahrungen verbinden sich mit der jeweils eigenen Familiengeschichte? Im Praxisteil zum Schluss des Workshops entsteht schließlich ein großes Gemeinschaftswerk auf Papier als Prozess des kreativ-künstlerischen, individuell-eigenwilligen und wertschätzenden Miteinanders. Die Sprache der Kunst kennt keine Grenzen.

Dauer: 120 min
Teilnehmerzahl: max. 25 Teilnehmende
Ziele: Training in neuen Bilderzählungen, Selbstvergewisserung und subjektive Bezüge herstellen, ungewöhnliches Kennenlernen der Sammlung unter identitätsstiftenden Aspekten, Ideen entwickeln, individuelles Handeln und Kreieren innerhalb einer Gruppe fördern, Gemeinschaftsgefühl stärken

Anmeldung

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