Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) zählt zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern des 20.Jahrhunderts. Sein OEuvre umfasst ca. 100 Skulpturen, mehr als 1000 Zeichnungen, 80 Gemälde und großformatige Zeichnungen und 200 Druckgraphiken. Diese Vielseitigkeit und das Erproben verschiedener Techniken und Materialien sind charakteristisch für die Generation der Expressionisten. Ausgehend von ihrem umfangreichen eigenen Bestand wird die Ausstellung in der Staatsgalerie der Arbeitsweise Wilhelm Lehmbrucks nachspüren und Schnittvarianten seiner bedeutendsten Plastiken wie die Große Sinnende, der Emporsteigende Jüngling, die Große Stehende oder die Kniende zeigen. Unter den deutschen Künstlern gehört Lehmbruck zu den ersten, die neben den traditionellen Materialien wie Bronze und Marmor auch in hohem Maße in seiner Zeit innovative Werkstoffe wie Terrakotta, Stein- / Zementguss und Stuccoguss für ihre Werke verwendeten. Ob diese unterschiedliche Materialität innerhalb seiner Plastiken auf eine bewusste inhaltlich-ästhetische Entscheidung oder auf erheblich günstigere Produktionskosten zurückzuführen ist, gehört zu den schwer lösbaren Fragestellungen in der Lehmbruck-Forschung.
Begleitend zur Ausstellung »Wilhelm Lehmbruck. Variation und Vollendung« im Barth-Flügel der Staatsgalerie werden im Graphik-Kabinett Arbeiten auf Papier von Wilhelm Lehmbruck präsentiert.
Anlass für beide Ausstellungen ist der Ankauf eines Konvoluts von drei Skulpturen, 20 Zeichnungen und 49 Druckgrafiken, die sich seit 1960 als Leihgaben in der Sammlung der Staatsgalerie befinden. Dem Museum gelang es, die Eigentümer von einer endgültigen Überführung der Werke in die Sammlung zu überzeugen. Mit Hilfe verschiedener Partner, der Museumsstiftung Baden-Württemberg, der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung, ist der finanzielle Kraftakt für einen Ankauf vollbracht worden.