The Aktual Walk. Demonstration for All Senses

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Worum es geht

Beschreibung

Dokumentationskonvolut. - 1964 gründete Milan Knížák zusammen mit den Künstlerfreunden Jan und Vit Mach, Soňa Švecová und Jan Trílek die Gruppe AKTUAL, die mit eigenwilligen Straßenaktionen im »Nový Svet«/»Neue Welt« genannten Altstadtviertel in Prag Bewohner und Passanten befremdeten (vgl. Inv. Nr. AS 2014/1150 und AS 2014/1151). Die Aktionen stellten auf ihre Weise die Fortsetzung von Knížáks Kurzzeit-Straßenausstellungen dar, die er seit 1962 in Nový Svet durchführte. Die Prinzipien, nach denen die Aktionen von AKTUAL ausgeführt werden sollten, beschreibt Knížák 1964 in einem Manifest: »Wir müssen Formen finden mit maximaler [emotionaler] Wirkung. Daher: Naturalismus, Banalität, Maximalismus, Provokation, Perversion, etc. Um zu schockieren, zu faszinieren, die Nerven blank zu legen! Um zu überzeugen, maximal zu überzeugen!« Und er schließt seinen Aufruf: »Fort mit der harmlosen Frivolität in der Kunst!« Unter den Konvoluten zu mehr als 80 Aktionen Knížáks im Archiv Sohm findet sich auch die Dokumentation zu der am 13. Dezember 1964 von Knížák und seinen AKTUAL-Mitstreitern in Prag veranstalteten »Demonstration für alle Sinne (AKTUAL-Spaziergang)«. Die Aktion zählt zu den ersten Happenings in Tschechien und war, zusammen mit »An Individual Demonstration« (vgl. Inv. Nr. AS 2014/1150), von Allan Kaprow 1966 in sein Künstlerbuch »Assemblage, Environments & Happenings« (Inv. Nr. AS 2014/1035), einer Inkunabel der Happening-Literatur, aufgenommen worden. Das Dokumentationskonvolut enthält neben 22 Schwarzweißfotografien auch zwei Handlungsanweisungen in englischer und deutscher Sprache. Demnach hatten die Teilnehmer der Aktion während ihres Spaziergangs durch die Gassen einen Gegenstand des Alltagsgebrauchs mit sich führen. Man kam an einem geöffneten Fenster vorbei, hinter dem ein Mann gerade aß, wurde mit allen anderen in einen mit Parfüm imprägnierten kleinen Raum eingesperrt, begegnete auf der Straße abgestelltem Mobiliar und von Laternen herunterhängenden Kleiderbündeln, traf auf einen Kontrabassisten, der auf dem Boden liegend musizierte, wurde starkem Lärm ausgesetzt, musste nach Maßgabe der Organisatoren bestimmte Handlungen in der Gruppe ausführen u.a.m. Die motivischen Bestandteile der Straßenaktion boten reichen Stoff zur Reflexion und mochten von jedem Einzelnen auf seine Weise gedeutet werden. Die »Demonstration für alle Sinne« aber hatte noch einen konzeptuellen, über 14 Tage gehenden ›Appendix‹, mit individueller Ausprägung für jeden Teilnehmer: Alles, was ihm in den zwei Wochen nach dem »AKTUAL Walk« begegnete, deklarierte Knížák zum zweiten Teil des Happenings. Kunst und Alltag gingen darin die innigste Verbindung ein. [WE]

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