Worum es geht
Rudolf Dischinger übernahm den präzisen Stil seines Lehrers Karl Hubbuch (1891-1979), einem Vertreter der Neuen Sachlichkeit in Karlsruhe, und erweiterte ihn zum »Magischen Realismus«. Das welke Blatt, dessen Trockenheit und Sprödigkeit bereits Löcher in seiner Struktur herausbrechen haben lassen, erscheint in der Zeichnung übergroß, monumental und in Nahansicht, hingeworfen fast wie ein Stück Stoff. Die Vergänglichkeit (Vanitas) von Leben und Natur wird hier gleichermaßen angesprochen wie die künstlerische Tradition der romantischen Natur-Hieroglyphe, die sich ebenfalls in Gestalt welker Blätter beispielsweise bei Friedrich Olivier (1791-1859) oder Julius Schnorr von Carolsfeld (1794-1872) finden lässt. Das Naturmotiv hat sich in der Sicht des Künstlers magisch verselbstständigt und wurde zu einem eigenen Wesen: »In der Realität die Magie, das Rätsel der Schöpfung, das sich Erschaffende ahnen [...] Rätsel des Ichs, Rätsel des Du, der Materie«, wie Dischinger es selbst in seinen Anfang der 1980-er Jahre verfassten handschriftlichen Erinnerungen in Worten beschrieben hat.
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