Kriegsjahr 1939-40. Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Der Fundort dieser kriegsverherrlichenden Schrift in der Staatsgalerie ist bemerkenswert, denn offenbar wurde sie bewusst in einer der Mappen der »Photosammlung Königliches Kupferstichkabinett« (Mappe 7.35 Netscher) versteckt und erst 2013 dort entdeckt. Die Publikation mit 10 Reproduktionen nach Zeichnungen von Schülern der Stuttgarter Akademie sollte Aufschluss geben »über das Schaffen der Studierenden im Kriege und ihre Teilnahme am Zeitgeschehen«. Die Mappe wurde per Post an die Staatsgalerie, adressiert an Dr. Theodor Musper, mit Poststempel vom 28.10.1940, übersandt. Es ist gut denkbar, dass der für die Graphische Sammlung überaus engagierte Musper sie gleich hat verschwinden lassen, da er solchem Gedankengut absolut konträr gegenüberstand. Er war es auch, der 1937 etliche Zeichnungen einfach mit nach Hause genommen hatte, im sie der Beschlagnahmung durch die Aktion »Entartete Kunst« zu entziehen: Nur so haben diese Blätter in der Staatsgalerie überlebt. Musper war nach Kriegsende bis 1963 Direktor des Museums und maßgeblich an deren Wiederaufbau sowie der Erneuerung der Sammlung durch zahllose Ankäufe von Werken der vormals als entartet diffamierten Künstler beteiligt.