Schreitendes Paar

Das Paar schreitet einem Vergnügen entgegen - oder bewegt sich bereits im Schreittanz. Er hat den linken Auf aufmunternd aufgeworfen, sein Barett mit langer Feder ist in den Nacken gerutscht. Sie bewegt sich verhaltener. Die Federhaube rahmt den Kopf mit stilisierter hoher Stirn, über dem modischen, ausgeschnittenen Kleid trägt sie prächtige Ketten. Auf die erotische Beziehung des Paares spielt Cranach zudem durch das Schwert des Mannes an: über seinem in der Schrittstellung hier zu groß gegebenen linken Bein schwingt es hoch nach hinten, der Knauf richtet sich auf den Schoß der Dame, vor dem sie mit überkreuzten Händen ihren Rock schürzt. In der Präsenz der Figuren zeigt sich Cranachs Aufmerksamkeit für das Verhalten der Menschen seiner Zeit, auch mit ironischem Blick. Im Strichbild, etwa den Parallelschraffuren für die Schatten in den Gewändern und am Boden, steht die Zeichnung seinen frühen Holzschnitten nahe. Dabei folgte Cranach auch hier Vorbildern in Albrecht Dürers Druckgraphik. [HMK]