Die Beeidigung der Ratifikation des Spanisch-Niederländischen Friedensvertrages am 15. Mai 1648 im Rathaussaal zu Münster

Worum es geht

Beschreibung

Das hier dargestellte Ereignis fand am 15. Mai 1648 im Großen Saal des Rathauses zu Münster statt, nach vielen Verhandlungsjahren, die darauf zielten, den sogenannten Achtzigjährigen Krieg zu beenden und Frieden für ganz Europa herbeizuführen. Gerard ter Borch war seit 1646 in Münster anwesend und malte dort nicht weniger als 75 zumeist kleinformatige Porträts der Gesandten, um sie in sein berühmtes Gruppenbildnis (London, National Gallery, Inv. Nr. NG 896) einzufügen. Am linken Bildrand hat sich der Künstler selbst dargestellt als Hinweis auf seine Augenzeugenschaft. Ter Borch ließ sein Gemälde in annähernder Originalgröße durch Jonas Suyderhoef im Kupferstich vervielfältigen. Darstellungen der Gesandten bei der Vertragsunterzeichnung und Beeidigung sind in der Bildlichkeit von Friedenskongressen die wichtigsten Szenen. Die zeitlich aufeinanderfolgenden Eidesleistungen werden hier gleichzeitig dokumentiert. Die Gruppe der um den Tisch im Bildzentrum stehenden Gesandten öffnet sich zum Betrachter hin. Auf dem Tisch liegt die Schmuckkassette für die Vertragsurkunde. Präzise ist der Unterschied im Zeremoniell des Schwurs festgehalten: Die katholischen Spanier im Gefolge des hauptbevollmächtigten Gesandten Gaspar de Braccamonte y Guzmán, Conde de Peñaranda (um 1595/6-1676), schwören mit der rechten Hand auf die Bibel, während die calvinistischen niederländischen Bevollmächtigten, darunter Barthold van Gent (gest. 1650), Jan van Matthenesse (1596-1653) und Adriaen Pauw (1585-1653) dies demonstrativ unterlassen; sie leisten ihren Eid mit erhobener rechter Hand. Die Beischrift erhebt Anspruch auf Authentizität der Darstellung: ICON EXACTISSIMA, QUA AD VIVUM EXPRIMITUR SOLENNIS CONVE(N)TUS LEGATORUM PLENIPOTENTARIORUM HISPANIARUM REGIS PHILIPPI IV. ET ORDINUM | GENERALIUM FAEDERATI BELGII, QUI PACEM PERPETUAM PAULLO ANTE SANCITAM, EX TRADITIS UTRINQUE INSTRUMENTIS, IURAMENTO CONFIRMARUNT. | MONASTERII WESTPHALORU(M) IN DOMO SENATORIA. ANNO MD C XLVIII. IDIBUS MAII. (Ein sehr genaues Abbild, das die feierliche Zusammenkunft der bevollmächtigten Gesandten König Philipps IV. von Spanien und der Generalstände der Vereinigten Niederlande, die den kurz zuvor geschlossenen ewigen Frieden nach Austausch der beiderseitigen Instrumente durch Beschwörung bekräftigen, lebensnah zum Ausdruck bringt. Im Rathaus zu Münster in Westfalen, am 15. Mai 1648). Die Inschrift des Saales im Münsteraner Rathaus zieht die entscheidende Lehre aus dem langjährigen Krieg: PAX OPTIMA RERVM (Friede ist das höchste Gut). Das Motto hat seinen literarischen Fundort bei Silius Italicus (26-101 n. Chr.) in seinem Epos vom Zweiten Punischen Krieg, „Punica" (11,595). Der Dichter legt diese Warnung einem karthagischen Senator und Gegner Hannibals in den Mund, um die Karthager zu ermahnen, den Eroberungskrieg gegen Rom zu beenden. Das Institut für Europäische Geschichte (IEG) Mainz hat europäische Archivbestände gebündelt und in der Forschungsdatenbank „Europäische Friedensverträge der Vormoderne-Online" unter www.ieg-mainz.de. Ausfertigungen sowie Drucke des Friedensvertrages von Münster frei zugänglich zur Verfügung gestellt. [CM] Friedensbilder in Europa. Verbundprojekt: „Übersetzungsleistungen von Diplomatie und Medien im vormodernen Friedensprozess. Europa 1450-1789." Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2009-2012.

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