Worum es geht

Beschreibung

In einem ummauerten, zusätzlich durch Apfelbäume und Heckenrosen vor der Außenwelt abgeschirmten Liebesgarten stehen sich die Königstochter und ihr Retter gegenüber. Die flächendeckend durchmusterte Vegetation hinterfängt die Köpfe wie eine von William Morris gestaltete Tapete. Die strenge Symmetrie und die Geste des Paares, deren Hände zum Ehegelöbnis ineinander verschlungen sind, steigert diese Schlussszene zum symbolträchtigen Ehebildnis. Andromeda bittet Perseus, ihr das Medusenhaupt zu zeigen. Während er Andromeda ansieht, hält Perseus das todbringende Haupt über den achteckig gerahmten Spiegel eines Brunnens. Sie erwidert seinen Blick nicht direkt, sondern fixiert die Reflexion im Wasserspiegel. Sie verdoppelt die Gesichter und verwandelt sie zugleich. Im Spiegel des Brunnens erscheinen sie als Bild im Bild. »Das Schreckenshaupt« ist ein Bild viktorianischer Sexualmoral: Andromedas körperliche Attraktivität ist nun züchtig verhüllt und so domestiziert. Im Antlitz Medusas erkennt sie jedoch den abgespaltenen Teil ihrer Persönlichkeit, der mittels des Spiegels ein stummes Zwiegespräch mit ihr führt. Für den Maler hat dieses letzte Bild der Serie Vorrang vor allen anderen, damit der Zyklus im Ganzen verständlich ist und seinen angemessenen Abschluss findet. Tatsächlich stellt Burne-Jones das Schreckenshaupt 1887 als erstes Gemälde der Folge fertig. Edward Burne-Jones (1833–1898) gilt als der bedeutendste Vertreter der zweiten Generation der Präraffaeliten, der einflussreichsten Kunstströmung des Viktorianischen Zeitalters. 1875 erhält er den Auftrag, das Empfangszimmer im Londoner Anwesen des späteren britischen Premierministers Arthur James Balfour (1848–1930) mit einem Wandzyklus auszustatten. Bei der Umsetzung ist er an keine inhaltliche Vorgabe gebunden und wählt als Thema den antiken Perseus-Mythos. Seine literarische Vorlage ist das epische Gedicht »The Earthly Paradise« (»Das irdische Paradies«) von William Morris (1834–1896). Morris ist Textildesigner, Dichter, Romancier, Übersetzer und sozialistischer Aktivist. Als Freund und Geschäftspartner inspiriert er Burne-Jones zu zahlreichen seiner wichtigsten Arbeiten. Das achte Kapitel von »The Earthly Paradise« handelt von den Abenteuern des Halbgottes Perseus, des Sohnes. von Danae und Zeus. Teile des achtteiligen Zyklus bleiben unvollendet. 1971 gelangt er aus New Yorker Privatbesitz in die Staatsgalerie.

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