Porträt der Marie Catherine de Tubeuf, geb. du Soul de Beaujour

Die kostbare Kleidung und das stattliche Format lassen keinen Zweifel am sozialen Rang der Dargestellten aufkommen, deren Gesicht und Dekolleté im Licht hell aufscheinen. Doch wirkt das Porträt durch die angedeutete Handlung eher intim: die Dame hält eine Tasse Tee und einen goldenen Löffel, als wollte sie den Betrachter selbst in ihr Boudoir einladen. Mit dieser szenischen Belebung und der eher privaten Auffassung zeigt dieses 1723 oder 1728 entstandene Spätwerk des Malers eine Abkehr von den höfischen Bildniskonventionen, die sich unter Louis XIV. (gest. 1715) ausgebildet hatten. Es kündigt sich bereits das Zeitalter des Rokoko an. Marie Catherine de Tubeuf, geb. du Soul de Beaujour war die Ehefrau von Louis Le Pestre (gest. 1767), Rat im Pariser Parlament.