Worum es geht

Beschreibung

In der oval ausgeschnittenen und auf ein weiteres Papier aufgezogenen Zeichnung flieht Galathea vor dem gierigen Polyphem auf einem Muschelwagen, dem Attribut der Venus. Die Nymphe widersteht der ungewollten Liebe, ihr Triumph ist ein Erfolg über Venus und damit ein Sieg der Keuschheit. Das ursprünglich einem Venezianer des 18. Jh. zugeschriebene Blatt ist die Kopie eines anonymen französischen Künstlers, der wohl ein Schüler oder Werkstattmitarbeiter von Michel Dorigny (1616-1665) war. Letzterer wiederum fertige einen seitenverkehrten Kupferstich nach dem gleichnamigen um 1643/44 entstandenen Gemälde von Simon Vouet (1590-1649) an, der hier als Vorlage für den Kopisten gedient hat (William R. Crelly: The Painting of Simon Vouet, New Haven/London 1962, Nr. 225; Vouet, hg. von Jacques Thuillier, Ausst.-Kat. Galeries Nationales d’Exposition du Grand Palais, Paris [6.11.1990-11.2.1991], Paris 1990, Nr. 60). Bereits der Stich versetzte das ursprünglich an den Ecken geschweifte Bild in eine ovale Rahmung. Zudem erfreute er sich besonderer Beliebtheit, kehrt er doch in einem 1651 entstandenen Trompe l’oeil von Sebastian Stosskopff (1597-1657) wieder, in dem er in Augentäuschung mit roten Wachssigeln an eine Holzwand geklebt ist (Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv. Nr. 3553; Michel Faré: Le grand siècle de la nature morte en France, Fribourg 1974, S. 117). Das Bild war ein Geschenk von Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar an Kaiser Ferdinand III. zusammen mit einem zweiten, dass den Kupferstich von Dorigny nach Vouets »Ruhe auf der Flucht« zeigt (Kassel, Staatliche Museen, Gemäldegalerie Alte Meister, Inv. Nr. GK 727 (1875/786); dort Christian Daniel Frahm [vor 1749-1778] zugeschrieben; Stefanie Heraeus: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel, Kassel u.a. 2003, Nr. 35). Bereits Joachim von Sandrart berichtet in seiner »Teutschen Akademie« von 1675 über dieses Trompe l’oeil »ob wäre es auf Papier und mit Wachs auf eine Staffel befestigt, so vernünftig, daß Ihre Kayserl. Majest. Ferdinandus der Dritte, als deroselben ichs unterthänigst vorgehalten, mit der Hand das gemahlte Kupferstuck abnehmen wollte, biß endlichen selbst über dem Kunstreichen Betrug gelachet und das Werk sehr gerühmet, anfolglich dero Kunst-Galleria in Prag einverleiben laßen.« Ein weiters Mal findet sich Dorignys Kupferstich der Galathea auf einem reich beladenen Tisch liegend in einem Stillleben von Meiffren Conte (Comte) (um 1630-um 1705) (Faré 1974, S. 121).

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