Sitzende Frau mit Kind

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Worum es geht

Beschreibung

In seiner Rolle als Zeichner, Buchillustrator, Radierer und Kupferstecher war Chodowiecki einer der bedeutendsten Künstler des 18. Jahrhunderts und verkörpert wie kein anderer seiner Zeit das bürgerliche Berlin mit seinen Konventionen und Wertvorstellungen. Er war mit den führenden Repräsentanten der Aufklärung freundschaftlich verbunden und die Gelehrten Deutschlands ließen zahlreiche Schriften von ihm illustrieren, mit dem erklärten Ziel, eine Besserung der Moral durch die Darstellung positiven Verhaltens, zu erlangen. Die Darstellungen seiner Familie zeichnen sich durch eine besonders liebevolle Nähe aus, in der die Personen sich unbefangen verhalten können. Hier gab er mit schnellem, zugleich ungemein sicherem Strich seine Frau Jeanne und einen der Söhne wieder, der sich emporreckt, um die Mutter zu umarmen und auf die Wange zu küssen. Weich gestrichene Rötelschraffuren heben die Gruppe hervor und deuten eine häuslich-wohlige Atmosphäre an. Die Gesten sind verhalten, die Blicke der Porträtierten sind gegenüber der Außenwelt abgeschirmt und richten sich nicht an den Betrachter. Das vertraute Gefühl, das beim Betrachter ausgelöst wird, ist kennzeichnend für die Arbeiten Chodowieckis, der seelische Regungen, Charaktere und Situationen aufs feinste wiederzugeben weiß. Das Blatt trägt rechts unten die Bezeichnung: »nach der Natur Zu No. 173«. 1778 verwendete Chodowiecki die Zeichnung als Detail-Vorlage in der radierten Titel-Vignette für das Buch »Kinderspiele und Gespräche« von Johann Gottlieb Schummel (1748 - 1813) (Inv. Nr. A 42359). Daniel Chodowieckis über 2.000 Radierungen waren bereits im Königlichen Kupferstichkabinett Stuttgart im 19. Jahrhundert fast vollständig vorhanden; hinzu kamen wenige Zeichnungen. 1954 gelang den »Freunden der Staatsgalerie Stuttgart« die Erwerbung von 201 Zeichnungen aus dem Besitz unmittelbarer Nachfahren des Künstlers. Von Skizzen, Studien und Entwürfen bis zu Vorzeichnungen für Druckgraphik ist damit das gesamte Spektrum seiner Zeichenkunst präsent. [M.Masino/HMK]

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