Worum es geht

Beschreibung

1752 veröffentlichte Hogarth zwei Kupferstiche im Stil der großen Historienmalerei: »Moses vor Pharaos Tochter« und »Paulus vor Felix« (A 2014/7923,20 (KK)). Als Zahlungsbeleg für die Abonnenten dieser Blätter erschien 1751 »Paulus vor Felix als Burleske«. Hierin parodiert Hogarth nicht nur sein eigenes »ernsthaftes« und würdevolles Bild, sondern spitzt die Kritik am zeitgenössischen Kunstgeschmack satirisch zu. Die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts wurde in akademischen Kreisen abgelehnt. Man warf ihr Unangemessenheit und Grobheiten in der Darstellung vor. Der Untertitel »gezeichnet und radiert in der lächerlichen Manier Rembrandts« legt zunächst den Schluss nahe, dass auch Hogarth sich hier dieser Kritik anschließt. Doch Hogarth ist ein Meister der Ironie. Keines seiner Werke sollte so verstanden werden, wie der erste Blick es nahelegt. Alle Personen aus »Paulus vor Felix« (Apostelgeschichte 24) sind karikiert, alle Details satirisch verkehrt. Paulus ist zu klein, um über die Brüstung zu sprechen; ein Engel hält die Fußbank, auf dem er steht, doch ein Teufelchen sägt einen Fuß ab. Was von dieser Gerichtssitzung zu erwarten ist, zeigt die Statue der Justitia, die unter ihrer Augenbinde hervorschielt - also nicht unabhängig vom Ansehen der Person urteilt. Tertullus, nicht im passend antikischen, sondern zeitgenössischen Kostüm, zerreißt seine Anklageschrift, die ein Teufel wieder zusammensetzt. Der römische Statthalter Felix hat sich offenbar vor Schreck in die Hosen gemacht, denn die Richter vor ihm halten sich die Nasen zu. Felix thront in einem Strohkorb; um ihn vollends zu erniedrigen, steht sein Name auf dem Halsband des Hundes rechts im Vordergrund. Verweise auf die holländische Kunst sind die große Zuschauermenge oder der Ausblick auf die Landschaft mit Segelschiffen und Windmühle. Was bezweckt Hogarth also mit diesem Stich? Übertriebene Realitätsnähe und Überschuss an Details, die der »ridiculous manner« vorgeworfen werden, taugen durchaus zu Bildsatire; Hogarth selbst übernahm vielfach Elemente aus Werken holländischer Künstler. Und er demonstriert mit beiden Versionen von »Paulus vor Felix«, dass er als »comic history painter« sowohl die Regeln der erhabenen, sublimen Kunst beherrscht, als auch bewusst mit allen angeblichen »Fehler« parodieren kann.

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