Der Mensch ist des Menschen Feind (Homo homini lupus) (Blatt 37 in: Miserere)

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Worum es geht

Beschreibung

In seinem »Miserere (Erbarme Dich)« erzählt Georges Rouault in 58 Radierungen die immerwährende Geschichte von Leid, Krieg und Erbarmen. Im ersten Teil beschäftigt sich der Künstler mit sozialkritischen Themen, im zweiten Teil stehen Bilder zum Krieg im Mittelpunkt. In dieser Radierung kommt Rouault zu dem Schluss: »Der Mensch ist des Menschen Feind«. Das Zitat geht auf die Komödie »Asinaria (Eseleien)« von Titus Maccius Plautus (um 254-um 184 v. Chr.) zurück, in der ein Kaufmann dies zu einem ihm unbekannten Sklaven sagt, dem er sein Geld nicht anvertrauen will. Allerdings lautet der Satz dort umgekehrt: »lupus est homo homini (quom qualis sit non novit)«, in der Übersetzung: »Ein Wolf ist der Mensch dem Menschen (kein Mensch, solange er nicht weiß, welcher Art der andere ist)« (2. Akt, 4. Szene). Berühmt wurde der Satz auch durch den englischen Philosophen Thomas Hobbes (1588-1679), der ihn zur Beschreibung für das destruktive Verhältnis von Staaten zueinander benutzte: »Nun sind sicher beide Sätze wahr: Der Mensch ist ein Gott für den Menschen, und: Der Mensch ist ein Wolf für den Menschen; jener, wenn man die Bürger untereinander, dieser, wenn man die Staaten untereinander vergleicht. Dort nähert man sich durch Gerechtigkeit, Liebe und alle Tugenden des Friedens der Ähnlichkeit mit Gott; hier müssen selbst die Guten bei der Verdorbenheit der Schlechten ihres Schutzes wegen die kriegerischen Tugenden, die Gewalt und die List, d.h. die Raubsucht der wilden Tiere, zu Hilfe nehmen.« (Thomas Hobbes: Elementa Philosophica De Cive, Amsterdam 1657, vgl. < http://www.zeno.org/Philosophie/M/Hobbes,+Thomas/Grundz%C3%BCge+der+Phi… >). Rouaults Metapher mit dem Tod als Skelett, der durch ein Schlachtfeld mit Totenköpfen watet, spricht für sich. Die Vorarbeiten zum »Miserere« begannen bereits 1912, Auslöser war der Tod von Rouaults Vater in diesem Jahr. Die Platten wurden zwischen 1922 und 1927 gedruckt aber aufgrund des Todes des Verlegers Ambroise Vollard 1939 und den Wirren des Zweiten Weltkriegs erst 1948 veröffentlicht.

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