Worum es geht

Beschreibung

Transkription: Dahlem den 30.Dezember 1933. Meine Lieben! Gestern abend bin ich wieder zurückgekommen, Karin durfte noch einige Tage in Werningerode bleiben. Wir, Karin und ich, kamen am Sonntag gegen Mittag in Wasserleben an, wo der Bruder uns mit frischen roten Backen abholte. Eine Stunde Weg über Veckenstedt zum Landschulheim. Wir kamen gerade recht zum Mittagessen. ca. 30 Kinder ( sonst 50 ) waren versammelt. Til ist dort sehr gut aufgehoben. Während der 3 Tage unseres Aufenthalts hat er nicht einmal nach seiner Mam gefragt. Am hlg. Abend allgemeiner Kirchgang nach Veckenstedt, anschliesend Bescheerung im Heim. Selbst für die Gäste war ein Plätzchen reserviert. Wir haben Tils Einsenbahn mitgebracht, die ganzen Jungens sind darüber hergefallen und waren nicht mehr wegzubringen. Am Dienstag wurde ich und Karin mit der Bäcker-Limusine nach Werningerode abgeholt. Dort sah und hörte man auch was aus Amerika, von Helmut die Weihnachtskarte in eigener Fassung. Der 19 jährige Sohn spielte uns die neuesten amerikanischen Schlager auf einem furchtbar vertimmten Klavier. Die Alten gute, biedere Leute, Bäckerladen, Backstube, Schweinestall und Locus unter der Treppe. Hier fand ich einige Briefschaften und Euer liebes Packet vor. Ich habe mich sehr darüber gefreut, habt also herzlich Dank dafür. Auf der Rückfahrt interessantes Gespräch mit Auslanddeutschen. Eure Einladung für Januar wäre wirklich zu erwägen aber nur wenn es das Wetter mit dem Rad zulässt. Zu bereden gebe es genug. Vielleicht sieht auch Oscar bis dahin etwas klarer. Einen ausführlichen Brief hat er mir versprochen. Er schreibt kurz eine Möglichkeit bei Dettighofen/Konstanz, wo Tils Direktor etwas zu vermieten hätte. Ich bin trotz allem sehr für Land, es braucht ja nicht mitten in einem Dorf zu sein, so ein Platz wie Veckenstedt ist herrlich. Man lebt billiger wie in der Stadt und wäre einen grossen Teil des Uebels los. Kleine Werkstatt natürlich. Vielleicht sogar Privatschule. Oscar mit 2 Werklehrern. Aus Paris schrieb mit heute wieder Prof. Rading, der seinen Plan in Südfrankreich zu siedeln weiter verfolgt und uns sehr dafür zu gewinnen sucht. Er fährt dieser Tage nach dem Süden und will sich verschiedenes ansehen und dann wieder berichten, bis jetzt seien die Aussichten sehr günstig. Er ist ein Mensch, dem man vertrauen kann. Warten wir ab. Hierbleiben will ich auf keinen Fall. Inzwischen kam auch Willis Brief, ich habe ja bereits darauf geantwortet. Dass Ihr viel Freude an Reiner habt, will ich gerne glauben, er war ja hier trotz Verband ein ganz lustiger Geselle. Die Hauptsache, dass es Wilm gelungen ist hereinzukommen. Die erwähnten Vergrösserungen mach ich natürlich gerne, also schicken, in Geschäften ist es viel zu teuer. Trotz viel Arbeit hätte mir Wilm längst schreiben müssen, denn nur er kann den Fall, der zum Glück harmlos blieb, aufklären. Hannele wohnt also nicht mehr in Botnang ? Hat der Gustav Stellung ? Am besten geht es scheints den Feuerbächern. Wilma ist sehr kurz. Ich weiss nicht fährt sie im Frühjahr für immer, auf Besuch, wird das Häuschen verkauft ? 15 mille darf sie ja mitnehmen. Hat das einen Sinn bei dem Dollarstand ? Berichtet mir doch, wenn ihr dort wart. Hermann jrs. lassen nichts hören, ich hätte mich über ein Bildchen vom Jaköble sehr gefreut. Wie werden die Neugeborenen heissen ? Und was wird das Neue Jahr alles bringen ? Hoffen wir das Beste, soweit dies in diesem Reich möglich ist. Ein f[r]oheres Neues Jahr also und herzliche Grüßsse an Euch alle. Casca.

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