Worum es geht

Beschreibung

Das 1777 entstandene Blatt reproduziert das Gemälde „Christus im Haus des Pharisäers Simon“ von Peter Paul Rubens (1577-1640). Entstanden zwischen 1618 und 1620, erwarb es Sir Robert Walpole (1676-1745), Großbritanniens erster Premierminister, für seine Sammlung in Houghton Hall (Norfolk). Dessen Enkel George, der dritte Earl of Orford, verkaufte aus Geldmangel für 45.000 Pfund fast die gesamte Sammlung an die Zarin Katharina die Große. Dies geschah nicht ohne öffentlichen Aufschrei, da Walpoles Sammlung als eine der bedeutendsten ihrer Art und als nationales, identitätsstiftendes Kulturgut wahrgenommen wurde. Der Fall wurde sogar im House of Commons diskutiert. Auch wurde erörtert, die Sammlung als Grundstock für eine National Gallery zu nutzen. Doch es half nichts: 1779 fanden 204 Gemälde ihren Weg in die St. Petersburger Eremitage. Ironischerweise erwies sich dies sogar als glückliche Fügung, denn kurz nach dem Verkauf der Werke fiel Houghton Hall einem verheerenden Feuer zum Opfer. Maßgeblich für die identitätsstiftende Rolle der Walpole-Sammlung war eine Serie von wohl 162 Reproduktionsgraphiken unter dem Titel »The Houghton Gallery«, die der bedeutendste englische Verleger, John Boydell (1719-1804), ab 1773 anfertigen ließ, um den neuen Stellenwert der englischen Kunst auch international zu propagieren. Earloms Blatt aus dieser Serie zeigt die im Lukas-Evangelium geschilderte Szene, in der die kniende Hl. Maria Magdalena unter Tränen Christi rechten Fuß umklammert. Christus antwortet den im Hause des Simon versammelten Pharisäern, die ihn dafür kritisierten, dass er einer Sünderin erlaubt hatte, ihn zu berühren, indem er der Frau ihre Sünden vergibt. Die Komposition ist bestimmt durch den Konflikt zwischen den Pharisäern, die in der linken Bildhälfte in unrhythmisierter Bewegung und kleinteiligen Formen dargestellt sind, und Christus, der in der rechten Hälfte Ruhe und Stärke ausstrahlend das Geschehen dominiert. Die Hell-Dunkel-Wirkung des monochromen Mezzotinto verstärkt diese Wirkung noch.

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