Die Jungfrau von Tangermünde

Aus dem Dunkel des Waldes bricht ein Hirsch hervor, der eine junge Frau auf seinem Rücken trägt. Carl Blechen widmet sich in dieser Sepiazeichung der Geschichte der »Jungfrau von Tangermünde«, die sich im Wald verirrte und auf wundersame Weise von einem Hirsch aus dem Dickicht herausgeführt wird. Blechen könnte durch eine Bronzeplastik von seinem Berliner Kollegen, dem Bildhauer Christian Daniel Rauch, zur Auseinandersetzung mit dieser mittelalterlichen Legende angeregt worden sein. Für Blechen bot der Gegenstand die ideale Staffage für die Darstellung des heimatlichen Waldes. Vor der dunklen Lavierung, mit der der Künstler die Tiefe des Waldes gestaltet hat, leuchten Hals und Geweih des Hirsches hell auf. Gleich einer körperlosen Erscheinung markiert das Tier den Übergang vom Dunkel des Waldes in das helle Sonnenlicht. Wirksam unterstreicht Blechen so mittels der Lichtregie den wundersamen Charakter der Rettung.