Jesus und Zachäus; verso: Pietà, links kniend Johannes der Täufer, rechts stehend bärtiger Heiliger mit Buch

Worum es geht

Beschreibung

Charakteristisch für Giovanni Battista Marcola sind ein flüchtiger Federstrich und eine fleckenhafte, das Helldunkel von Figuren und Landschaft betonende Lavierung, die zuweilen auch grün sein kann. Meist sind seine Kompositionen bühnenartig im Vordergrund angesiedelt, oft zu den seitlichen Blatträndern hin begrenzt durch stark verschattete Rückenfiguren, wie hier die Frau vorne links. Häufig spitzt sich die Darstellung pyramidal auf den oder die Protagonisten in der Bildmitte hin zu. In fast allen Fällen findet sich eine oft nur zart angedeutete Architekturkulisse im Hintergrund. Marcola illustriert hier die Geschichte des Zachäus nach dem Lukasevangelium (19, 1-7): »Und er [Christus] zog hin und ging durch Jericho. Und siehe, da war ein Mann, genannt Zachäus, der war ein Oberster der Zöllner und war reich. Und er begehrte Jesum zu sehen, wer er wäre, und konnte nicht vor dem Volk; denn er war klein von Person. Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, auf dass er ihn sähe, denn allda sollte er durchkommen. Und als Jesus kam an die Stätte, sah er auf und ward seiner gewahr und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend hernieder; denn ich muß heute in deinem Haus einkehren! Und er stieg eilend hernieder und nahm ihn auf mit Freuden. Da sie das sahen, murrten sie alle, dass er bei einem Sünder einkehrte.« Der Gestus von Christus in der Bildmitte weist Zachäus an, von seinem Baum herabzusteigen. Auch das Murren der übrigen Personen wird durch ihre abweisenden Handbewegungen verdeutlicht. Unserem Blatt vom Stil her eng verwandt ist die Federzeichnung mit »Christus heilt Kranke« in der Stiftung Ratjen, die jedoch in Braun laviert ist (Stiftung Ratjen. Italienische Zeichnungen des 16.-18. Jahrhunderts, hg. von Richard Harprath und Jürgen Rapp, Ausst.-Kat. Staatliche Graphische Sammlung München [17.11.1977-15.1.1978] u.a., München 1977, Nr. und Abb. 97). Die Rückseite der Zeichnung mit einer »Pietà, links kniend Johannes der Täufer, rechts stehend bärtiger Heiliger mit Buch« stammt vermutlich von der Hand des Sohnes Marco Marcola (1740-1793), zeigt sie doch Ähnlichkeiten in Komposition und Stil mit der lavierten, ihm zugeschriebenen Federzeichnung einer »Pietà« in der seit 1976 als Dauerleihgabe in der Staatsgalerie befindlichen Sammlung Schloss Fachsenfeld (Inv. Nr. II/1276; Stuttgart 1996, Abb. b bei Nr. 93; zu den Zeichnungen von Vater und Sohn vgl. Ugo Ruggeri: Disegni dei Marcola, in: Critica d'Arte 17, 1970, H. 110, S. 35-50, H. 112, S. 49-61)

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