Worum es geht

Beschreibung

Die im Katalog des württembergischen Hofmalers Nicolas Guibal (1725-1784), aus dessen Sammlung dieses Blatt stammt (Nr. 135), sowie von Ludwig Weisser in seinem ersten Bestandskatalog des Königlichen Kupferstichkabinetts 1863 (Bü. 223) noch René Antoine Houasse (1644/45-1710) zugeschriebene Zeichnung stammt von Giuseppe Porta. Schon 1535 arbeitete er in Rom an Fassadendekorationen zusammen mit Francesco de Rossi (1510-1563), der sich Salviati nach seinem Mäzen, dem Florentiner Kardinal Giovanni Salviati (1490-1553), nannte. 1539 ging Porta mit de Rossi nach Venedig, führte die Namensübernahme seinerseits fort, indem er sich nun ebenfalls Salviati nannte, und blieb dort, auch als sein Mentor Venedig 1541 wieder verließ. Berühmt wurde er hier vor allem durch seine Fassadenmalereien, von denen allerdings keine mehr erhalten sind. Auch für Kirchen war er tätig, wie im Falle der um 1548 entstandenen »Darbringung im Tempel« für Santa Maria Gloriosa dei Frari (Andrea Maronese: La »Pala della Purificazione« di Giuseppe Salviati. Devozione, celebrazione famigliare, propaganda politica, in: Venezia Cinquecento 22, 2012, S. 71-111). Zur prominenten Figur links im Vordergrund ist unsere Figurenstudie eine Vorzeichnung. Das auffällige Bewegungsmotiv der Figur mit dem vorgestreckten Arm und dem radikal ins Profil gedrehten Kopf, dessen kräftige dicke Kreidestriche auf dem groben Papier die Vehemenz des Ausschreitens noch verstärken, entspricht ganz dem Manierismus. Interessiert hat den Künstler hier vor allem das Faltenspiel des Gewandes, während Physiognomie und Hände eher schemenhaft ausgebildet sind. Zum Gemälde existieren verschiedene Studien, so zum Paulus in Paris (Privatbesitz; Dessins Français et Italiens du XVIe et du XVIIe siècle dans les Collections privées Françaises, Ausst.-Kat. Galerie Claude Aubry, Paris [Dezember 1971], Paris 1971, Nr. 97), zu dem rechts vorn am Boden Sitzenden mit einem Buch in Oxford (Ashmolean Museum; K. T. Parker, Catalogue of the collection of drawings in the Ashmolean Museum, Italian schools, Oxford 1956, Nr. 689) sowie ein erster Kompositionsentwurf mit zum Teil anderer Figurenanordnung, der von Peter Paul Rubens (1577-1640) überarbeitet wurde, in Paris (Fondation Custodia, Inv. Nr. 6717; James Byam Shaw: The Italian Drawings of the Frits Lugt Collection, Paris 1983, Nr. 244, Taf. 277; Drawings (fondationcustodia.fr) ; danach eine Kopie in München, Staatliche Graphische Sammlung; Michael Jaffé: Giuseppe Porta, il Salviati and Peter Paul Rubens, in: Art Quaterly 18, 1955, S. 331, Abb. 4; Federico Dal Forno: Paolo Farinati, Verona 1965, S. 41, Abb. 46 als Farinati). Von David McTavish (Giuseppe della Porta called Giuseppe Salviati, New York 1981, S. 352 bei Nr. 28) wurde das Stuttgarter Blatt irrtümlich als Rötelzeichnung und Kopie nach dem Gemälde benannt.

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