Worum es geht

Beschreibung

Das 1786 publizierte Blatt spiegelt eine Facette des Zeitgeschmacks des späten 18. Jh. zunächst in England und anschließend in ganz Europa wider: die Popularität von »Gothic«-Themen. Ausgehend von Schauerromanen wie dem initialen, 1764 publizierten »Das Schloss von Otranto« von Horace Walpole, erfreuten sich solche Themen größter Beliebtheit bis weit in das 19. Jahrhundert hinein, was sich in Meilensteinen wie Mary Shelleys »Frankenstein« von 1818 ausdrückt. Theoretisch unterfüttert wurde dies durch einen gewandelten Ästhetik-Begriff, der im Rahmen eines gesteigerten Interesses an der Imagination nun eine Beschäftigung mit den gefährlichen und unheimlichen Seiten des menschlichen Bewusstseins zuließ. Auch in der Malerei und Druckgraphik schlug sich dieses neue Interesse nieder, indem einerseits zeitgenössische Werke adaptiert und andererseits auf ältere Beispiele zurückgegriffen wurde. Letzteres ist bei diesem Blatt der Fall, bei dem ein Gemälde des Flamen David Teniers des Jüngeren (1610-1690) als Vorlage diente, das einst dem höchstbedeutenden englischen Maler Sir Joshua Reynolds (1723-1792) gehörte und sich heute in einer amerikanischen Privatsammlung befindet. Es zeigt eine alte Frau auf einem düsteren Waldweg, einen Korb mit Preziosen tragend und die Schürze noch oben gebündelt, um noch mehr davon befördern zu können. Mit einem langen Messer versucht sie sich einer Vielzahl an dämonischen Kreaturen zu erwehren, die ihr entlang des Pfades auflauern: ein dreiköpfiger Hund, ein Fisch, Fledermäuse und weitere phantastische fliegende Wesen, etc. Die Szenerie steht in der Tradition albtraumhafter Darstellungen eines Hieronymus Bosch. Durch die starke Hell-Dunkel-Wirkung des monochromen Mezzotinto wird die düstere Stimmung noch einmal gesteigert und alle Qualitäten dieser auch als »Schwarzen Kunst« bezeichneten Technik, der von Beginn an etwas Magisches, Dunkles anhaftete, treten hervor.

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