Abschied des Schultheißen Bellinger

Im Dorf Ingerkingen bricht Schultheiß Bellinger nach Stuttgart auf. Zu Pferd wird er sich auf den Weg in die über 100 Kilometer entfernte Hauptstadt des Königreichs Württemberg machen. Dort wird er als Deputierter des Oberamts Biberach an dem Umzug teilnehmen, der am 28. September 1841 zur Feier des 25. Jahrestags der Thronbesteigung König Wilhelms I. von Württemberg stattfinden wird. Gleichzeitig wird an diesem Tag der 60. Geburtstag des Königs gefeiert. Ein Knecht führt das gesattelte Pferd des Schultheißen herbei. Im Hintergrund wartet schon ein weiterer Deputierter zu Pferd auf die gemeinsame Abreise. Auf der Treppe zu seinem stattlichen zweigeschossigen Wohnhaus wird der Schultheiß von seiner Frau und seinen Kindern verabschiedet. Im Haus sind die Großmutter und ein Enkelkind zurückgeblieben. Über dem Tisch in der guten Stube hängt ein geschmücktes Reiterbildnis König Wilhelms. Der Schultheiß wird auch von Pfarrer Schmitz verabschiedet. Er wird Bellinger gleich eine Prise Schnupftabak anbieten. Gemeinsam mit dem markanten Gebäude der katholischen Ingerkinger Pfarrkirche am linken Bildrand steht der Geistliche für das überwiegend katholische Neuwürttemberg. Es ist erst seit 1803 Teil des Königreichs. In dem kleinen Format bringt Johann Baptist Pflug eine beeindruckende Fülle von Details unter. In sorgfältiger Miniaturmalerei werden Gesichter und Kleidung der Figuren mit spitzem Pinsel minutiös ausgeführt. Der wenige Zentimeter große Durchblick durch die geöffnete Haustür auf das Wohnzimmer wirkt wie ein Bild im Bild.