Neuerwerbung 2020

Lucia Moholy

Meisterhäuser Dessau, Doppelwohnhaus von oben gesehen, 1926

Lucia Moholy, Meisterhäuser Dessau, Doppelwohnhaus von oben gesehen, 1926, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, Geschenk 2020, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Lucia Moholy, Meisterhäuser Dessau, Doppelwohnhaus von oben gesehen, 1926, Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, Geschenk 2020, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Das Doppelwohnhaus der Bauhaussiedlung in Dessau wurde leicht schräg und mit dezenter, aber doch merklicher Draufsicht fotografiert. Das Gebäude ist von einer Reihe hochgewachsener Nadelbäume begrenzt. Die Fotografie wurde präzise und sachlich angefertigt und nimmt sich gegenüber dem dargestellten Objekt zurück. Man kann hier von einem dokumentarischen Stil sprechen. Moholys Bilder waren recht beliebt und wurden in diversen Zeitschriften (Bsp. »Bauhaus«) gedruckt und prägten das Bild vom Bauhaus mit.

Die Werke von Lucia Moholy sind im Kontext der experimentellen Fotografie der 1920er und 1930er Jahre entstanden. Dieser Bereich stellt eine der Stärken der fotografischen Sammlung der Staatsgalerie, insbesondere durch die Sammlung Meyer, dar. Die Staatsgalerie verfügt in diesem Bereich über einen Kernbestand von rund 140 Werken; darunter einzelne Arbeiten von Fotografen der Neuen Sachlichkeit wie August Sander oder Hugo Erfurth, Vertreter der Straight Photography wie Alfred Stieglitz, Paul Strand und Edward Weston sowie der surrealistischen Künstler Marcel Duchamp und Man Ray. Größere Einzelbestände entfallen auf Alexandr Rodcenko, Paul Dobe sowie Anton Stankowski. Die Fotografie aus dem Bauhaus bzw. dessen Umkreis ist mit Arbeiten von László Moholy-Nagy, Georg Muche und Walter Peterhans repräsentiert. Mit den Fotografien von Hoffmann und Moholy gelangen die ersten beiden weiblichen Positionen in die Sammlung der Staatsgalerie.

Lucia Moholy kam 1894 als Lucia Schulz in Prag zur Welt. Die ausgebildete Lehrerin und Verlagslektorin, heiratete 1921 den Ungarn László Moholy-Nagy und arbeitete mit ihm intensiv an Buchprojekten und Fotoexperimenten. Am Bauhaus in Weimar war sie für die fotografische Dokumentation der Bauhaus-Werke zuständig. Nach 1926 spezialisierte sie sich auf Porträt- und Architekturfotografie am Bauhaus in Dessau. Nach der Trennung von ihrem Mann unterrichtete sie von 1930 bis 1932 an der Itten-Schule in Berlin. 1934 emigrierte sie nach London, wo sie 1942 Leiterin einer technischen Reproduktionsstätte wurde. 1959 ließ sich Lucia Moholy in Zollikon (Schweiz) nieder. Hier lebte sie bis zu ihrem Tod 1989 und widmete sich der Rekonstruktion ihres verlorenen Archivs.

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