1971 reiste der Fotograf Lothar Wolleh, der Anfang der 1960er Jahre Joseph Beuys in Düsseldorf kennengelernt hatte, mit ihm und dessen Familie nach Stockholm, wo im Moderna Museet Beuys‘ erste Einzelausstellung im Ausland stattfand. Es entstand eine umfangreiche Fotoserie, die die Einrichtung der Ausstellung begleitet und Ausgangspunkt für eine gemeinsame Edition sein sollte. Für das sogenannte Unterwasserbuch wurden 51 Fotos der insgesamt 700 Aufnahmen beidseitig auf PVC Folie gedruckt, so dass ein Blättern unter Wasser ermöglicht wurde. Aus technischen Gründen ist der Band, geplant war eine Auflage von 200, nie erschienen, es sind jedoch 5 Probebände bekannt. Die angebotenen Abzüge sind in einem guten bis sehr guten Zustand. Sie haben leichte Spuren, da sie auch als Vorlagenprints für die Herstellung des Buches fungierten. Sie sind auf der Rückseite in der Reihenfolge des Buches nummeriert. In Stockholm war der Aufbau der Installation Plastischer Fuß Elastischer Fuß das aufwändigste Unterfangen, im Unterwasserbuch kreisen allein 25 Aufnahmen um diese Arbeit. Die heute in der Staatsgalerie Stuttgart befindliche Installation war erstmals 1969 in der Kunsthalle Düsseldorf konzipiert worden, erhielt aber erst in Stockholm ihre finale Gestalt durch die Hinzufügung der monumentalen Bodenplatten aus Stahl, die von einer Schiffswerft bezogen wurden, sowie einer Luftpumpe. Die bekannteste Aufnahme zeigt Beuys, wie er in seiner schamanistischen Bekleidung Pelzmantel und Filzhut zwischen den beiden Wandplanen aus Filz und Gummi steht. Dokumentiert wird das wesentliche Anliegen des Künstlers, wonach sich bei seinen Raumensembles die Betrachtenden nicht vor, sondern innerhalb seiner Installationen wie in einem „Kraftfeld“ aufzuhalten haben bzw. als leiblich/geistiges Bindeglied zwischen Wärme- und Kältepol, zwischen Intuition und Ratio zu denken sind. Das Foto trägt zugleich die unverwechselbare Handschrift Wollehs. Charakteristisch ist der klare Bildaufbau mit Beuys auf der senkrechten Mittelachse und die großzügig bemessene freie Fläche in der unteren Hälfte. Andere Aufnahmen zeigen Beuys beim Aufbau, wobei Unschärfen – Wolleh arbeitete stets mit einer Hasselblad-Kamera ohne den Einsatz von künstlichem Licht – den sich bewegenden Künstler so festhalten, dass die Einrichtung der Ausstellung wie eine Performance anmutet. Andere Aufnahmen zeigen den Plastischen Fuß Elastischen Fuß bei unterschiedlichen Lichteinfall. Anzumerken ist hierbei, dass Wolleh zum Teil mit automatisch auslösenden Kameras gearbeitet hat, die er zwar im Sinne einer fotografischen Inszenierung vorab positionierte, die aber in einem festgelegten zeitlichen Rhythmus Zufallsaufnahmen machten.
Die Stockholmer Fotoserie von Lothar Wolleh ist keineswegs reine Dokumentarfotografie. Die besondere Bildästhetik des Fotografen ist prävalent, es geht darum, die Aura von Künstler und Werk spürbar werden zu lassen, wobei fototechnisch erzeugte Spiegel- und Lichteffekte und optische Verzahnungen von Raum, Objekt und agierendem Künstler eine zentrale Rolle spielen. Typisch für Wolleh ist ebenso das quadratische Format und die schwarze Umrandung. Der besondere Bezug zur Beuys-Sammlung der Staatsgalerie wurde oben beschrieben und definiert diese Erwerbung als sinnvolle Ergänzung des Bestands und als kongeniale Kontextualisierung der Installation Plastischer Fuß Elastischer Fuß.