Neuerwerbung 2021

Judith Hopf

Untitled (Tongue on floor), 2019

Judith Hopf, Untitled (Tongue on floor), 2019, Staatsgalerie Stuttgart, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Judith Hopf, Untitled (Tongue on floor), 2019, Staatsgalerie Stuttgart, © VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Seit den 1990er-Jahren entwickelt Judith Hopf eine künstlerische Sprache, die sich auf die Ästhetik der Alltagskultur bezieht und zu unterschiedlichen Medien greift: Skulptur, Film, Zeichnung, Installation und Performance. Zentrale Themen ihrer Arbeit sind gesellschaftliche Dynamiken und Machtverhältnisse im politischen und im privaten Bereich sowie die Auswirkungen von sichtbaren und unsichtbaren Architekturen, Technologien und Objekten auf den menschlichen Körper und seine Bewegungen. Oft wird die Auswirkung der Technik auf das menschliche Erleben mit Humor und Witz erforscht. Ihre Werke, die meistens aus einem minimalistischen ästhetischen Vokabular entnommen sind und aus Materialien wie Ziegel, Beton, Glas oder Stahl bestehen, hinterfragen gewohnte Sichtweisen, Darstellungen und Verhaltensmuster.

Mit Judith Hopf erwirbt die Staatsgalerie eine Position, die eine zentrale Rolle in der internationalen Kunstszene spielt und sich mit gesellschaftlich brisanten Themen auseinandersetzt. Die Staatsgalerie besitzt bisher nur eine kleine Arbeit von Hopf (»Education Impossible«, 2008), die selten präsentiert werden kann. Mit dem Erwerb des Werkes »Untitled (Tongue on floor)«, das auch im Außenraum gezeigt werden kann, wird unsere neue Sammlungsstrategie öffentlich sichtbar. Das Werk ist ab 1.6.22 in der Rotunde der Staatsgalerie zu sehen.

Die Arbeit »Untitled (Tongue on floor)« gehört zu einer Serie von roten Zungen aus Stahl, die seit 2018 von der Künstlerin in unterschiedlichen Varianten konzipiert werden. Diese überdimensionierten Zungen sollten in Hopfs Worten auf »das Fehlen eines alltäglichen Gesprächs über die Lebensbedingungen in der Stadt verweisen«, die mehr denn je entfremdend und herausfordernd erscheinen. Indem die Arbeit die freche Geste einer Zunge simuliert, die aus einem Mund herausgestreckt wird, erscheint sie witzig und harmlos. Doch in ihrer Überdimensionierung wirkt sie zugleich bedrohlich und fast brutal. Ihre ungewöhnliche Positionierung direkt auf dem Boden trägt zudem zu einem Gefühl der Verwirrung bei. Zwischen Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit beschäftigt sich Hopf auch hier mit politischen und gesellschaftsrelevanten Themen und deutet Erfahrungen an, die unseren Alltag prägen.

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