In dem Werk »Exposure #152: N.Y.C., Broadway & Broome Street, 04.18.20, 10:46 a.m., 2020« wird Barbara Probst zur Chronistin unserer besonderen Gegenwart. Die Aufnahmen, die zu dieser Zeit entstanden sind, fangen das Gefühl der Einsamkeit und Isolation ein, die viele während des ersten Lockdowns spürten. Sie hat die menschenleeren Straßen der zu Geisterstädten gewordenen Metropolen wie New York fotografiert. Was uns bis dahin nur aus fiktionalen Endzeitvisionen und Katastrophenfilmen bekannt war, ist plötzlich Realität geworden.
Mit dem Ankauf des Werkes von Barbara Probst wird die Präsenz international etablierter Positionen im Fotobestand der Staatsgalerie verstärkt. Die Fotografin bewegt sich an der Grenze des Dokumentarischen und stellt dieses Konzept in Frage. In ihren Arbeiten lässt sich keine klare Trennung zwischen den klassischen fototheoretischen Kategorien des »Dokumentarischen« und des »Inszenierten«, sondern eine Überkreuzung von künstlicher und dokumentarischer Bildsprache erkennen. Das Werk »Exposure #152« ist eine Ergänzung zur bestehenden Sammlung, denn es markiert mit der Erweiterung der Grenzen des Dokumentarischen einen interessanten Entwicklungsschritt dieser Art der Fotografie. Zudem wird es in der neuen Sammlungspräsentation der Staatsgalerie im Bereich zeitgenössischer Kunst unter dem Titel »Angespannte Zustände« ab 2021 der Öffentlichkeit präsentiert.
Barbara Probst (geb. 1964 in München) studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München Bildhauerei und an der Kunstakademie Düsseldorf Fotografie. International bekannt wurde sie mit ihren mehrteiligen konzeptuellen Fotoarbeiten, den sogenannten »Exposures«. Sie bestehen jeweils aus mehreren Fotografien, die dasselbe Sujet gleichzeitig aus verschiedenen Perspektiven zeigen. Probst vergegenwärtigt in ihren großformatigen Bildkompositionen (meistens Triptychen), wie unterschiedlich man das Gleiche sehen kann: Aus verschiedenen Ansichten ergeben sich so multiperspektivische Erzählungen.