Figurengruppe; verso: Stehender weiblicher Rückenakt, Profilkopf und Augenstudien

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Worum es geht

Beschreibung

Eine Frau wendet sich entsetzt von einem unbekannten, aber wohl dramatischen Geschehen ab, auf das weitere Zuschauer blicken und eine zweite Frau mit ausgestrecktem Finger hinweist. Nur der kleine Knabe, den Letztere mit ihrem Arm umfangen hält, bleibt davon unberührt und schaut auf den Betrachter. Agostino Carracci, Maler, Zeichner, Kupferstecher, Kunstsammler, Dichter und Musiker, zog mit seinem hervorragenden Vortragstalent zahlreiche Schüler und Zuhörer an die Akademie in Bologna, die er zusammen mit seinem Bruder Annibale (1560-1609) gegründet hatte. Mit diesem ging er Ende 1594 nach Rom, zwischen 1597 und 1599 schufen beide dort mit den Deckenfresken im Palazzo Farnese das bedeutendste Dekorationsprogramm nach der Hochrenaissance und dem Manierismus, das zu Recht als Inkunabel der Barockmalerei gilt. Schon während dieser Arbeiten verschlechterte sich das Verhältnis des Künstlers zu seinem Bruder, so dass er nach Parma übersiedelte, wo er bereits 1602 verstarb. Dort entstand auch die vorliegende Studie zu einer Figurengruppe, die wohl in den Kreis der Vorbereitungen zu einer Freskoausstattung gehört, bisher aber nicht zugeordnet werden konnte. Die kräftigen Schraffuren, die die offenbare Erregtheit der Gestalten widerspiegeln, sind charakteristisch für Agostinos späte Schaffensjahre. Eine verwandte Federzeichnung auf hellblauem Papier befindet sich in Paris, sie zeigt eine Figur, die ein Kind, ganz ähnlich dem auf unserer Zeichnung, im Arm hält (Louvre, Inv. Nr. 7298; Catherine Loisel: Musée du Louvre. Inventaire général des dessins italiens, Bd. 7, Ludovico, Agostino, Annibale Carracci, Paris 2004, Nr. 297; Figure agenouillée tenant un enfant - Louvre Collections ). Die stehende weibliche Rückenfigur auf der Rückseite des Blattes wurde von Denis Mahon in den Zusammenhang mit einer Gestalt in den Fresken zur Geschichte von »Peleus und Thetis« im Palazzo del Giardino in Parma gebracht, Agostinos letztem Werk (Bologna 1956, Nr. 73). Vergleichbar ist auch ein Studienblatt zu den Fresken in Parma in Hamburg (Kunsthalle, Inv. Nr. 1974-68; David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800. Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle, Köln u. a. 2009, Bd. 2, Nr. 126; Sammlung Online | Hamburger Kunsthalle (hamburger-kunsthalle.de) . 

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