Motive Michelangelos aus der Sixtinischen Kapelle (Sündenfall, Vertreibung aus dem Paradies, Sturz der Verdammten)

Worum es geht

Beschreibung

Die Zeichnung vereint verschiedene Motive aus Michelangelos (1475-1564) Fresken in der Sixtinischen Kapelle in Rom, den Sündenfall« und die »Vertreibung aus dem Paradies« an der Decke, entstanden 1509/10, sowie den »Sturz der Verdammten« aus dem zwischen 1536 und 1541 gemalten »Jüngsten Gericht«. Giuseppe Cades hat mehrfach solche Blätter angefertigt, die er dann künstlich altern ließ, mit Rissen und Beschädigungen versah und schließlich als Originalstudien verkaufte. Der Maler Stefano Tofanelli (1752-1812) berichtet 1788 in einem Brief an den Sammler Conte Sardini in Lucca von derartigen, mit ersten Ideen für die Fresken zu verwechselnden Zeichnungen, die jeweils sechs Zechinen kosteten (Anthony Morris Clark: An Introduction to the Drawings of Giuseppe Cades, in: Master Drawing 2, 1964, S. 22). Demnach ist die vorliegende an den Rändern zum Teil ausgerissene Zeichnung nicht etwa schlecht erhalten, sondern vielmehr sollen die absichtlichen Lädierungen den Eindruck ihres Alters verstärken. Auch Luigi Lanzi berichtet in seiner »Storia pittorica della Italie dal risorgimento delle Belle Arti« (1809, S. 265) von Cades gefährlichem Talent der Nachahmung (»un talento d’imitazione pericoloso«), das der Künstler offenbar auch für Zeichnungen von Pietro Perugino, Raffael, Giulio Romano, Cavaliere d’Arpino, Guercino und Pietro da Cortona genutzt haben soll. Das ehemals einem anonymen Zeichner des 19. Jh. zugeschriebene Blatt (Aukt.-Kat. Kunsthaus Nagel, Stuttgart 9.6.1988, Nr. 3355) ist stilistisch und durch den Wechsel der Zeichenmedien (Kreide, Feder) mit einem »Studienblatt nach Michelangelo« von Cades im Berliner Kupferstichkabinett vergleichbar (Inv. Nr. KdZ 22584; Maria Teresa Caracciolo: Giuseppe Cades 1750-1799 et la Rome de son temps, Paris 1992, Nr. 185, Abb. 64).

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