Pubertät (Bei Nacht)

Worum es geht

Beschreibung

Im selben Jahr 1902 wie das Gemälde »Mädchenakt auf rotem Tuch« (Inv. Nr. 2574) datiert und vielleicht von jenem auch angeregt, griff Edvard Munch mit dieser Radierung seitenverkehrt auf zwei Gemäldefassungen von 1894-95 zurück. Doch im Unterschied zu dem keck wippenden, vieldeutig lächelnden Akt ist das Mädchen in »Pubertät« voller Angst und Scham. Während es in den gemalten Versionen in der Bildmitte auf der Bettkante sitzt, so dass sein Schatten in verhältnismäßiger Größe auf die Wand fällt, ist es in der Radierung nun an die Seite gerückt, wodurch Letzterer riesige und bedrohliche Ausmaße angenommen hat. Auch ist der Raum selbst größer geworden, so dass die Verlorenheit des noch halben Kindes extremer wird. Zusätzlich unterstützt wird dies noch durch den bewusst eingesetzten großen Papierbogen, auf den die relativ kleine Platte gedruckt wurde. Der ehemalige und auch von Gustav Schiefler im Werkverzeichnis verwendete Titel »Bei Nacht« sowie die angstvoll gekreuzten Arme, welche die Scham zu verdecken versuchen, zeigen bildlich die Furcht: In den Gemälden deutlicher, in der Radierung weniger, kann der Schatten auch als phallusähnliche Form interpretiert werden.

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