Plastizität von Lichtern + Geschwindigkeit

DF76E9C741FBFF127C82A687025F5BDE

Worum es geht

Beschreibung

Das Gemälde zeigt eine progressive „Geschwindigkeitslinie“ und „irisierende Durchdringungen“ als kinetische Zeichen für Energie und Bewegung. Balla, der neben Boccioni (der ursprünglich sein Schüler gewesen war), Severini und Carrà als die vierte zentrale, allerdings programmatisch eher zurückhaltende Malerfigur des Futurismus zu sehen ist, betrachtete diese geometrischen „Äquivalente“ für die Dynamik der Wirklichkeit als seine wichtigste Errungenschaft. Anders als dem formal verwandt erscheinenden Kubismus ging es ihm folglich nicht um die Wiedergabe verschiedener Objektansichten im Raum, sondern um die Erfassung jener Formzersplitterung, die aus der Interaktion von Bewegung und Raum entsteht. Seine Vorgehensweise war dabei von strenger, fast wissenschaftlicher Analyse geprägt. Photodynamische Aufnahmen des Freundes Anton Giulio Bragaglia, die Darstellungen der „stereoskopischen Trajektorie“ von Vogelflügen und die „Chronophotographien“ durch den französischen Physiologen E.J. Marey ebenso wie Untersuchungen von Charles Henry zur „Dynamogenie“ bildeten die wissenschaftliche Folie für die künstlerische Analyse des Phänomens. Balla beobachtete und malte einen geschäftig mit seinen kurzen Beinen trippelnden Hund, ein laufendes Mädchen auf dem Balkon, den Flug der Schwalben, die Hand eines Cellospielers. Sein futuristisch-zeitgemäßes Studienobjekt wurden dann jedoch die aufsehenerregenden, meist schwarzen Automobile, deren schnell-lineare Fahrt er stundenlang an einer Straßenecke der Via Veneto in Rom in Augenschein nahm. Wie die Bewegung des fahrenden Autos, wie seine kristallinen Lichtreflexe in den Schaufensterscheiben und seine knatternden Geräusche die Struktur des Raumes verändern - dies ist das große Thema der 1913 entstehenden Gruppe von Automobilstudien, zu der auch das chromatisch der Schwarz-Weiß-Photographie nachempfundene Gemälde der Staatsgalerie gehört. Die Rotation der Räder, der wirbelartige Aufruhr der Geräusche und die schrägen Lichtstrahlen werden vom Künstler abstrahiert und mehrfach wiederholt. Eine Simultaneität von eigentlich sukzessiven Ereignissen wird evoziert über eine abstrahierte „Form, die sich in der Bewegung auflöst“ (Balla). [IC]

Text

Haben Sie Fragen oder Informationen zu diesem Objekt?

Kontaktieren Sie uns