Worum es geht

Beschreibung

Die finale, zum Verkauf angefertigte Zeichnung des Schweizer Barockmalers Joseph Werner zeigt den musikalischen Wettstreit zwischen dem Hirtengott Pan und Apoll, dem Gott der Künste und des Lichtes, den der römische Dichter Ovid in seinen »Metamorphosen« beschreibt (Buch XI, Vers 146-193). Links kniet der Flöte spielende Pan , mittig steht hoch erhoben Apoll, der die Leier spielt, und rechts in seinem Schatten thront, wie auf einem Richterstuhl, König Midas auf einem Stein und lauscht versunken dem Spiel der beiden. Ovids Erzählung nach entscheidet Midas den Wettstreit zu Gunsten Pans, woraufhin Apoll den König mit Eselsohren bestraft. Joseph Werner stellt die beiden zeitlichen versetzten Momente, also den Wettstreit, sowie auch dessen Ausgang in seiner Zeichnung dar. Der Hintergrund bleibt bis auf einige Landschaftsandeutungen undefiniert, auffällig ist aber das Wolkenband, welches sich, wie als Zeichen Apolls göttlichen Zornes über der Personengruppe ausbreitet. Mit dem Sujet wird die Frage thematisiert, wem es zusteht, über Kunst zu urteilen, genauer: ob Sterbliche ein Urteil über Götter fällen dürfen. Kunstwerke mit solchen Themen wurden gesammelt und deren Diskussion war eine beliebte Beschäftigung des intellektuellen Bürgertums im 17. Jh. Werner verwendet ein gräulich grundiertes Papier, worauf er die Zeichnung in grauer Tusche sowie Deckweiß ausführt. Der dadurch entstehende Chiaroscuro-Effekt ist charakteristisch für sein Schaffen. Dynamik und Spannung werden durch die diagonale Anordnung der Figuren, sowie die lockere Pinselführung erzeugt. Die Zeichnung ist weder signiert noch datiert. Die italienisch anmutende Malweise, die von Künstlern wie Pietro da Cortona, Gian Lorenzo Bernini und Caravaggio beeinflusst wurde, lässt vermuten, dass die Zeichnung während Joseph Werners Aufenthalt in Rom (1654-64) entstand. Das mythologische Bildthema hingegen reiht sich innerhalb des Oeuvres des Künstlers aber eher in seine späteren Augsburger Jahre (1667-80) ein. Neben dieser Zeichnung existiert noch eine weitere sehr ähnliche Version, die sich heute in der Stiftung Ratjen, Vaduz befindet. [M.Löckel/HMK]

Text

Haben Sie Fragen oder Informationen zu diesem Objekt?

Kontaktieren Sie uns