Grapefruit

Künstlerbuch. - Die süß-saure Grapefruit, für Yoko Ono ein Hybridgewächs aus Orange und Zitrone, kann als Leitmotiv für Yoko Onos Kunst der frühen Jahre gelten; sie steht zudem für die Künstlerin selbst, als menschlichem ›Hybridgewächs‹, wurzelnd sowohl im (vergeistigten) Osten als auch (materialistischen) Westen. Einer 1955 veröffentlichten Kurzgeschichte hatte Ono den Titel gegeben: »Of A Grapefruit In The World of Park«; 1961 führte sie eine Rezitationsperformance mit eben diesem Titel auf, basierend auf einer frei-poetischen Variante des Textes mit knappen szenischen Anweisungen (vgl. Inv. Nr. AS 2012/1131 f.). 1964 schließlich gab Yoko Ono im »Wunternaum Press« genannten Selbstverlag in Tokio das Künstlerbuch »Grapefruit« heraus. Es ist eine auf 500 Exemplare limitierte Sammlung ihrer Stücke und Texte und als Inkunabel der Konzeptkunst von hohem antiquarischen Rang. Das Exemplar der Staatsgalerie hatte sie Hanns Sohm auf dem Destruction in Arts Symposium (DIAS), London, 1966 gewidmet. »Grapefruit« gliedert sich in fünf Kapitel bzw. Werkreihen: »Music - Painting - Event - Poetry -Object«, wobei diese Nomenklatur kaum Trennschärfe besitzt und die fünf Gattungsnamen den geweckten Erwartungen spotten. Die von Yoko Ono beschriebenen »Pieces« enthalten Handlungsanweisungen für den Leser, der sich aufgefordert sieht, das akustische, visuelle, performative usw. Werk gedanklich oder tatsächlich zu realisieren: »EARTH PIECE - Listen to the sound of the earth turning.« [Musik]; »BLOOD PIECE - Use your blood to paint. / Keep painting until you faint. (a) / Keep painting until you die. (b)« [Malerei]; »SUN PIECE / Watch the sun until it becomes square« [Event]; »NUMBER PIECE I / Count all the words in the book / instead of reading them.« [Dichtung]. »Grapefruit« hat schon wenige Jahre später mehrere Neuauflagen in New York und London erfahren (vgl. Inv. Nr. AS 2012/1129; AS 2015/1086; AS 2015/1087). [WE]