Worum es geht

Beschreibung

Alexander Bruckmann adaptierte mit seinem ersten bekannten Gemälde »Odysseus und die Sirenen« eine 1819 entstandene Komposition seines Stuttgarter Lehrers Eberhard Wächter, die sich ebenfalls im Bestand der Staatsgalerie Stuttgart befindet (Inv. Nr. 900). Die älteste literarische Schilderung der Sirenen findet sich in Homers »Odyssee«: Seefahrer werden mittels Gesang und Melodien an Land gelockt, was letztlich zum Tode führt. Um dies zu verhindern lässt Odysseus seinen Gefährten die Ohren mit Wachs verschließen. Er selbst wird an einen Mast gebunden, um die liebliche Lockung hören zu können. Bruckmann wählte für seine Darstellung eben diesen Moment der Versuchung und der Gefahr. Während Odysseus mit seinen Kriegern ringt, sitzen im Vordergrund die drei musizierenden Sirenen; die auf dem Felsen liegenden Knochen weisen deutlich auf die lebensgefährliche Bedrohung hin. Die Aufgabe, den Reiz der Musik bildlich darzustellen, löste der junge Maler, indem er den Augensinn des Betrachters bedient und die Sirenen in offensiver Nacktheit präsentiert. Darin unterscheidet sich das Gemälde erheblich von dem des Lehrers, denn dort sind die Sirenen züchtig bekleidet. Bruckmann ging 1827 nach einem kurzen Stuttgarter Aufenthalt an die Münchner Akademie, wo das Gemälde auf der Münchner Kunstausstellung dem Publikum gezeigt wurde. Zwar lobte man die Qualität der Zeichnung und der Farben, doch die Darstellung der Halbakte wurde kritisiert. Der Stuttgarter Hofkaplan Carl Grüneisen urteilte, dass Bruckmanns »lüsterne Weiber« für den nicht gefestigten Betrachter eine »Lockspeise des Verderbens« seien und man von einem Ankauf unbedingt absehen sollte. Trotz der Bedenken kaufte König Wilhelm I. von Württemberg, dessen Vorliebe für weibliche Aktdarstellungen und erotische Szenerien bekannt war, das Gemälde Bruckmanns für seine königliche Sammlung. [SD]

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