Architekturstück mit drei Figuren (David vor König Saul ?)

Komplexe Architekturansichten waren seit dem 16. Jh. ein beliebtes Bildthema für private Kunstsammlungen. Als Gemälde greifen sie Themen auf, die in den baulichen Studien und Konstruktionsübungen der Renaissance entwickelt wurden. Dies zeigt sich in der streng zentralperspektivisch angelegten Raum- und Architekturkonstruktion, eine Art italianisierender Villen-Innenhof. Statt die Außenwände zu schließen, ist das mächtige Obergeschoss auf schmale Säulen gesetzt und gibt so den Blick durch ein artifizielles Triumphbogenmotiv auf eine weitläufige Gartenanlage frei. Diese phantasievolle Zusammenstellung imposanter baulicher Motive und der Holzbildträger legen nahe, dass das Bild in Nordeuropa, in Flandern oder im deutschsprachigen Gebiet, entstanden ist. Die Staffagefiguren dieses bisher nicht publizierten Gemäldes wurden als Begegnung zwischen David und Saul gedeutet. Die orientalische Tracht lässt eine alttestamentliche Szene vermuten, David hingegen ist ein Knabe und kein Soldat im Mannesalter, als er König Saul begegnet. Eine andere Szene aus dem biblischen Buch der Könige könnte hier gemeint sein.