Worum es geht

Beschreibung

Auf dem datierten und monogrammierten Holzschnitt zeigt Dürer die Übergabe des Hauptes des Johannes an Herodes, wie es in den Evangelien (Matthäus 14, 1-12; Markus 6, 14-29) geschildert wird. Durch den verführerischen Tanz Salomes, Tochter seiner unrechtmäßigen Ehefrau Herodias, gewährt Herodes dieser einen Wunsch. Die schöne junge Frau erbittet, auf Drängen ihrer Mutter, den Kopf des Johannes, welcher im Voraus die Ehe zwischen Herodes und Herodias tadelte. Im Zentrum der Szene, die in einem perspektivisch streng konstruierten Raum spielt, steht Salomes Mutter Herodias, die ihrer Tochter bei der Präsentation des Kopfes behilflich ist. Am rechten Bildrand blickt König Herodes betrübt auf das Resultat seiner von ihm in Auftrag gegebenen Tötung. Der sich im Vordergrund befindliche Tisch führt den Betrachter als Repoussoirmotiv in das Bild ein und lenkt den Blick über den Fischkopf, welcher mit dem Kopf des Toten korrespondiert, auf das Dekolleté der Herodias. Diese Konzentration auf die weiblichen Reize unterstützt zusätzlich die Übermacht der Frau über den Mann und steht demgemäß in der Tradition der Weibermacht, die auch in den Blättern des Lucas van Leyden Gestalt findet (vgl. Inv. Nr. A 1924/38; A 1961/2309). Durch die Kreuzschraffuren und Verdichtungen der Linien schafft Dürer den Eindruck eines Helldunkel-Effekts und suggeriert damit zusätzlich eine Enge des Raumes, wodurch gleichzeitig auch die erzählerische Spannung auf das Bildzentrum konzentriert wird. Darüber hinaus treten die Figuren vor den dunkel gestalteten Wänden plastisch hervor, womit der Künstler der Szene zusätzlich Lebendigkeit verleiht. Sowohl Salome als auch ihre Dienerinnen und ihre Mutter sind in Kleidern dargestellt, die auf frühere Gewandstudien Dürers zurückzuführen sind und welche gleichzeitig auch ein verbindendes Element zu dem 1510 entstandenen Blatt mit der Enthauptung Johannes des Täufers darstellen (Inv. Nr. A 3662). Auch der italienische Künstler und Biograph Giorgio Vasari erwähnte beide Blätter in seinen erstmals 1550 veröffentlichten Künstlerviten, welche die Biografien zu den wichtigsten vorrangig italienischen Künstlern festhielten, als Pendants. [M. Kuhndt/HMK] Ausstellung: »Albrecht Dürer und Lucas van Leyden. Kunst und Leben um 1500«, 2015/16

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