Ecce homo

George Grosz, der den Geburtsnamen Georg Ehrenfried Groß trug, war vor allem ein großartiger Graphiker, der in seinen Blättern besonders an Krieg, Politik und sozialer Ungerechtigkeit scharf Kritik übte. Diese Tendenz brachte ihm im Fall seiner 1922/23 herausgegebenen Sammelmappe »Ecce Homo« die Konfiszierung mehrerer Blätter daraus und einen Prozess wegen »Verbreitung unzüchtiger Schriften« ein. Eingelegt waren die Offsetdrucke nach Aquarellen in einen Umschlag mit dem Namen des Künstlers, dem Titel der Mappe und einem Männerkopf. Der Dargestellte trägt einen Hut, Hemd, Krawatte und ein Jackett, was ihn als Angehörigen der Mittelschicht ausweist. Das Detail stammt aus Blatt 4 der Folge (Inv. Nr. D 2010/779,b,4). Er ist müde und alt, seine Augen sind fast gänzlich geschlossen, Falten überziehen sein Gesicht und die Zigarre hängt schlaff in seinem Mundwinkel. Seine Augenhöhlen sind dunkel, was auf Schlafmangel oder auch auf das Resultat von Gewalttätigkeit zurückzuführen sein kann. Eine eher düstere aber für Grosz bezeichnende Einleitung für ein Mappenwerk, das in der deutschen Übersetzung den Titel: »Siehe, der Mensch« trägt.