Worum es geht

Beschreibung

Transkription: Lieber Herr Meyer, Adresse: Stuttgart-Canstatt Königstraße 17a Hths d. 22 Aug 22 Die schönen Tage von Amden-Aranjuez sind also gewesen. Von meiner glücklichen Ankunft in Stuttgart meldete Ihnen wol die Karte. Inzwischen habe ich mich vollends etabliert hier und befinde mich wohl. Das Maguröse ist ganz behoben und weg, ich hoffe auf immer; es ist mir noch rätselhaft. Was mag Ihnen alles noch eingefallen sein, sagens- u lachenswertes wie einem oft das beste einfällt wenn das Andre weg). Mich erwartete eine solche Fülle neuer Gerichte und der Amdener Rythmus wurde so durchkreuzt und abgeschnitten, daß mir die Tage wie ein Traum sind. Doch wie einer dessen man sich gern erinnert und auf seine Vollständigkeit sehr bedacht ist. Ich verfahre chronologisch: Zunächst die Wand von Wallenstadt die ich im Sturm zu nehmen dachte! Unübersteiglich! Ich hätte sowieso über Sargaus gehen od fahren müssen. Ich aß den Tag nichts, trank nur in Feldkirch ohne Schaden aber großer Lust das dunkle Bier, schlief für 5100 Kronen selig wie ein Sack und fuhr andern Morgens um 6h weiter nach Bregenz. Ein Kaffee in Lindau und ein Mittagessen in den ganz restaurierten Magen in Friedrichshaffen in Gesellschaft eines Bauhauslers u seiner Frau die von bajerischen Allgäu kamen. Burgers waren erst 3 Tage da und noch ganz im Ferientrau. Burger sprach ein großes Wort gelassen aus: wir müssen also nun sowohl die Costüme wie die Tänze fertig machen. Heute ist es wenigstens soweit daß wir das nicht mehr sagen sondern tun. Es ist viel viel Arbeit und ob es bis Ende September gelingt wäre ein Wunder. Es ist eine Tagung von Kunstinteressenten hier anläßlich der die Aufführung sein soll. (27.-30. Sept.) Zu den neuen Gerichten "vergaß ich ganz die Purzel- träume" unserer armen Mark, die sie während meiner Abwesenheit machte und noch weiter macht. Die hiesigen Tage also vergingen mit Etablieren u Organi- sieren, notwendige Besuche der Verwandten u Freunde (Schleicher-Bürkle.. seh ich erst übermorgen) und heute badete ich erstmals im Neckar. Die Luft ist lind u weich hier, empfinde sie diesmal ganz südlich - sinnlich. Es sind auch völlig heiße Tage; auch bei Ihnen? Stuttgart kam mir etwas heruntergekommen vor, staubig - verwahrlost. Auf den Höhen aber ist es schön wie einst. Es wird viel gebaut hier und gut. Es gefällt mir und Weimar könnte mir gestohlen werden. - Pause. hervorgerufen durch die Hast dringlicher Einkäufe und Geldbeschaffungen, da die Mark weiter u catastrophal purzelt. Am feinsten heraus "ist der, der vor dem Krieg sich mit seinem ganzen Lebensbedarf "eindeckte". Der nächstfeinste während des Kriegs - ein noch immer relativ feiner, der es jetzt tut. - Burger als der mich drängt mich mit dem Nötigsten einzudecken (in bezug[sic] auf Kleidung) und begründet es mit dem Ballett das als Freipaß ins Ausland in gutem Rock u Stock und Hut geschehen müsse. Wer B(allett) sagt muß auch A.... sagen. Sonst sind wir sehr am proben. Ich wußte was mir bevorstand, was eine Lust sein konnte wird eine Last. Das wird gesehen werden daß die Tänzer unzulänglich sind. Gefühl kann scheints nicht gedrillt werden. Übrigens werden wir einen Händel tanzen; eine Passecaille oder Passacallia d.h. alter spanischer Tanz oder Hahnentrapp. Mir gefiel der Name Passecaille und ich war froh überrascht über den Sinn. Mehr im baldigen Nächsten. Diesen sehr reportermäßigen für heute. Ich hoffe es geht Ihnen wieder so gut wie mir. Darf ich nach den Bildchen fragen? - Wie gesagt: bald mehr und Entspannteres. Der Name des Balletts? Mein Pseudonym? Herzlich und den permanenten Dank Ihres Osk Schlem [Randnotiz: Meinen Sie von den Lithos wenn ich einige sende, an diesen oder jenen der Freunde absetzen zu können für die uns angebeteteten Franken? So ungern ich Sie zum Handelsmann bestellen möchte - warum also doch die Frage? Warum? ] Herrn Otto Meyer Amden faren KA. St. Gallen Abs Oskar Schlemmer z.Zt. Cannstatt/Stuttgart Königstr 17a

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