Herabblickender bärtiger Kopf

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Worum es geht

Beschreibung

und Raffaels Werke Barocci während einiger Jahre ab 1648 in Rom ausführlich studieren konnte. Die Technik war zu diesem Zeitpunkt neu, im Unterschied zu den natürlichen Kreiden wurden Pastellkreiden aus gepressten, mit einem Bindemittel (etwa Gummi arabicum) versehenen und zu einem Stift verarbeiteten Farbpigmenten hergestellt (vgl. Christel Thiem: Barocci-Studien. Elf in einer Privatsammlung entdeckte Pastell- und Kreidezeichnungen von Federico Barocci, in: Jahrbuch der Berliner Museen 50, 2008, S. 35-52). Hier sind es über der Vorzeichnung in schwarzer Kreide braune, gelbe und rote Töne, die auf dem graublauen Papier in einem exquisiten Sfumato verwendet wurden und damit eine große Lebensnähe des greisen Kopfes vermitteln. Die Studie steht in enger Beziehung zum Haupt des Hohepriesters im 1603 entstandenen Gemälde »Darbringung im Tempel« (Rom, Chiesa Nuova in Santa Maria in Vallicella; Emiliani 2008, Bd. 2, Nr. 72). Vergleichbare Pastelle sind beispielsweise der »Kopf eines bärtigen Alten«, zum hl. Joseph rechts am Rand der »Beschneidung Christi« (Paris, Louvre, Inv. Nr. 1149) in Wien (Albertina, Inv. Nr. 555; Veronika Birke und Janine Kertész: Die italienischen Zeichnungen der Albertina, Bd. 1, Wien u.a. 1992, Nr. 555; https://sammlungenonline.albertina.at/#/query/e9facd28-ab15-4056-8e1f-3… ) sowie der »Kopf eines bärtigen Mannes, nach links unten blicken (Nikodemus)« in New York (Metropolitan Museum, Inv. Nr. 1976.87.1; Andrea Emiliani: Federico Barocci, Ancona 2008, Nr. 314; Federico Barocci | Head of a Bearded Man Looking to Lower Left (Nicodemus) | The Metropolitan Museum of Art (metmuseum.org) . Es ist nicht geklärt, ob die Zeichnung, die 1938 bei Weinmüller eingeliefert wurde, aus der Sammlung des österreichischen Sammlers, Kunsthistorikers und Kunsthändlers Dr. Benno Geiger (1882-1965) stammte oder ob er nur der Vermittler war. Das Dorotheum in Wien ließ einen Katalog für die 453. Kunstauktion, angekündigt für den 3. und 4.6.1938, drucken, zog diese Auktion jedoch wieder zurück. Die Provenienz wurde auch in diesem Katalog nicht ausdrücklich benannt. Es bestehen jedoch große Übereinstimmungen bei den angebotenen Lots zwischen letzterer im Juni 1938 und der bei Weinmüller im Oktober 1938. Korrespondenzen der Auktionshäuser Weinmüller bzw. Dorotheum sind aus dieser Zeit nicht mehr vorhanden, so dass weitere Recherchen nicht möglich sind. Schlussfolgernd ist die Provenienz dieses Blattes höchst problematisch, da weder die Vorprovenienzen noch die Umstände des Verkaufs an Geiger bekannt sind. Wahrscheinlich ist, dass er die Zeichnung mit anderen in Italien gekauft hat.

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