Entwurf zu einer dekorativen Rahmung; verso: Entwürfe für Tondi und ein linkes Bein

Worum es geht

Beschreibung

Weiche, großzügige Kreidestriche umreißen ausschnitthaft die figürlichen und architektonischen Teile eines komplexen Dekorationssystems. Unter einer die Architekturgliederung stützenden Herme finden sich die nach links gewandte Gestalt eines nackten sitzenden Jünglings (ignudo) sowie rechts daneben Fragmente einer gerahmten figürlichen Szene mit einer darüber angedeuteten Muschel in ovalem Feld. Die Skizze gehört in den Zusammenhang der Deckenfresken Annibale Carraccis im Palazzo Farnese in Rom, an denen er ab 1596 im Auftrag von Kardinal Odoardo Farnese arbeitete. Die Herme ähnelt im ausgeführten Fresko am ehesten derjenigen links der Darstellung von »Herkules und Iole« am Beginn des östlichen Teils des Frieses, die erste Idee der bildlichen Szene wiederum könnte sich auf »Jupiter und Juno« beziehen, mit denen die Folge im westlichen Teil anhebt. Die spontane Entwicklung zu einer Komposition spiegelt sich in der vehementen Linienführung wider: Der schnell aber dennoch bestimmt aufgesetzte Strich der Kreide, die harmonische Verteilung der einzelnen Elemente auf dem Blatt - fast nach Regeln des Goldenen Schnitts - sowie die zur näheren Charakterisierung aufgesetzten Lichter der Weißhöhung verleihen der Darstellung eine ungemein anziehende Wirkung, zu der nicht zuletzt der blaue Papierton beiträgt. Auch die Skizzen der Rückseite mit den beiden ovalen Kartuschen haltenden Putti - davon eine mit der Lilien-Imprese des Odoardo Farnese - gehören wohl in den Zusammenhang. Die Nummer in der alten Aufschrift auf der Vorderseite unseres Blatts rechts unten »annibale Caracci 98« ähnelt der Nr. 94 auf einer Zeichnung mit »Polyphem spielt für Galathea die Flöte« in Paris (Louvre, Inv. Nr. 7197; Catherine Loisel: Musée du Louvre. Inventaire général des dessins italiens, Bd. 7, Ludovico, Agostino, Annibale Carracci, Paris 2004, Nr. 530; Polyphème jouant de la flûte pour charmer Galatée - Louvre Collections ): Beide stammen aus der Sammlung von Francesco Angeloni (1587-1652), einem Schriftsteller, Antiquar und Sammler, der eine große Anzahl von Zeichnungen für die Farnese-Dekoration besessen haben soll (John Rupert Martin: The Farnese Gallery, Princeton 1965, S. 170). Aidan Weston-Lewis wies darauf hin, dass es sich bei der Bezeichnung auf dem die Zeichnung einfassenden Untersatzpapier um dieselbe Handschrift wie auf einer weiteren handelt, die 1993 im Kunstmarkt war (Christie's, New York, 13.1.1993, Nr. 29; Study for an altar frontal with the farnese arms architural elements, auktion von annibale carracci (artprice.com) .

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