L' Autorità de Prencipi (Die Tugenden eines Fürsten)

Worum es geht

Beschreibung

Ludwig Weisser benannte diese Zeichnung in seinem ersten Bestandskatalog des Königlichen Kupferstichkabinetts 1863 (Bü. 229) als »Apotheose einer Frau, die als Martyrerin charakterisiert ist. Doch scheint die Darstellung weltlichen Inhalts zu sein; sehr figurenreich, Carloni zugeschrieben«. Carlo Carlone jedoch zeigt die hier die »Gute Regierung« des Fürsten und gibt ihr verschiedene Allegorien bei: Auf dem Herrscherthron sitzt Auctoritas, die Verkörperung der Macht des Herrschers. In ihrer Rechten hält sie das Schlüsselpaar des heiligen Petrus »zu binden und zu lösen«. Mit der Linken ergreift sie die Hand der Gerechtigkeit (Iustitia mit ihrem Schwert). Zu ihren Füßen liegen die Abzeichen der weltlichen Macht: Helm, Harnisch, Schwert und Schild. Von links naht die Tugend (Virtus) mit Lorbeerkranz und Lanze. Die Gruppe vor dem Obelisken symbolisiert die Ewigkeit. Oben zieht Chronos (mit Stundenglas und Hippe) den Schleier der Zeit von der Mittelgruppe fort. Darunter erscheint die Religion mit Kreuz, Kelch und Hostie, Kirchengebäude, Mitra, Bischofsstab, Buch und Weihwasserkessel. Rechts sitzt als bärtiger Greis mit Buch, der gute Rat. In der Mitte schüttet die Fruchtbarkeit ihr Füllhorn mit Äpfeln, Trauben und Kirschen über zwei sitzende Flussgötter (mit Binsenkranz, Ruder und Wasserurne) sowie über eine schwer zu deutende weib­liche Gestalt mit fuchsartigem Tier im Schild (der Jagdreichtum im Gegensatz zu Wasserreichtum und Felderreichtum?) aus. Rechts unten werden die Laster des Geizes (mit welken Brüsten), des Neides (mit Schlange) und der Falschheit (mit Maske) vertrieben. Offenbar war die Zeichnung für einen konkreten Auftrag bestimmt, da die Größe des auszuführenden Freskos unten genannt ist: »Questo Pezzo sarà alto Piedi 21 largo 20« (circa 7 auf 6,5 Meter). Eine entsprechende Umsetzung ist jedoch nicht bekannt. Die Bilderfindung variierte Carlone um 1750 im Fresko »Großmut und Großherzigkeit des Clemens August« im Treppenhaus von Schloss Augustusburg zu Brühl. Eine gezeichnete, die Darstellung am unteren Blattrand erweiternde Kopie von unbekannter Hand, ist wohl, da einige Motive verändert und die Figuren plastischer gestaltet sind, nicht nach unserer Zeichnung, sondern wahrscheinlich nach dem (nicht mehr erhaltenen) Fresko entstanden (München, Staatliche Graphische Sammlung; dort auch ein weiteres Blatt von der gleichen Hand, von Peter O. Krückmann in Verbindung mit der Stuttgarter Zeichnung gebracht; vgl. Ansbach 1990, Nr. 30 sowie Abb. 191-192; die Zeichnung ist jedoch die Kopie nach einem Kompositionsentwurf Carlones zum mittleren Fresko in der Ahnengalerie von Schloss Ludwigsburg; die linke Hälfte der Darstellung kehrt in Inv. Nr. C 2001/4662 wieder).

Text

Haben Sie Fragen oder Informationen zu diesem Objekt?

Kontaktieren Sie uns