Worum es geht

Beschreibung

Die Darstellung einer italienischen Landschaft entstand lange nach zahlreichen Italienreisen, die Corot ab 1825 unternahm. Der Titel macht auf eine außergewöhnliche Praxis aufmerksam: Corot nannte Bilder, in denen er die Eindrücke seiner Reisen später weiter verarbeitete, »Souvenir«. Auf dem Blatt von 1855 durchquert (vermutlich) ein Reiter eine baumbewachsene italienische Landschaft mit einem großen Felsen im Vordergrund. Der Blick führt weiter über hochgewachsene Bäume, die sich bis zum oberen Bildrand ziehen. Im Mittelgrund sind einige Gebäude erkennbar, darunter eine Kuppel und eine kleine Hütte. Nur die tiefe Horizontlinie rechts im Bild lässt den Blick weiter hinausschweifen über Wolkenformationen. Corot widmete sich seit 1853 der auch »Glasdruck« genannten Technik des »Cliché-verre«, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfunden wurde (Inv. Nr. A 1954/1605). Sie verbindet aus der Radierung bekannte Verfahren mit der fotografischen Vervielfältigung. Dabei wird eine Glasplatte mit einer lichtundurchlässigen Schicht bestrichen. Anschließend wird mit einer Radiernadel oder Pinselstiel eine Zeichnung in die Schicht geritzt, so dass die Platte an diesen Stellen lichtdurchlässig wird. Von diesem gezeichneten Negativ lassen sich durch Belichtung fotografische Abzüge herstellen. Bei »Souvenir d'Ostie« drehte Corot die Glasplatte, so dass Zeichnung und Signatur nun seitenverkehrt erscheinen. Corot hat hier die Gegenstände nicht genau definiert, sondern zeichnete in schnellen zickzackartigen Strichen, die sich zu Schatten und Objekten verdichten. Darin lag für ihn wohl der Reiz dieses Verfahrens: es war leicht in der Ausführung und bot die Möglichkeit, eine Bildidee geradezu spontan auszuführen. Dabei kam es ihm weniger auf die naturgetreue Abbildung an, als auf die Sinnesempfindung des Augenblicks, die auch dem Betrachter Raum für Fantasie lässt. [M.Schloß/HMK]

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