Worum es geht

Beschreibung

Burne-Jones interpretiert Medusa als typisch viktorianisches »gefallenes Mädchen« in antikem Gewand. Als verführerische Unschuld vom Meeresgott Poseidon mit falschen Versprechungen gelockt und im Tempel der Athena geschwängert, wird sie von der zornigen Göttin verflucht. Athena verbannt sie ans Ende der Welt, versieht sie mit Schlangenhaaren und dem Blick, der jedes Wesen versteinern lässt. Ihre hoch aufragende Gestalt dominiert das Bild. Ihre geflügelten Geschwister klammern sich zu ihren Füßen aneinander. Von diesem Teil des Zyklus vollendet Burne-Jones nur den Karton, der das geplante Ölgemälde vorbereitet. Die tragische Pose, Medusas Zerren an ihrem Gewand und das Trocknen ihrer Tränen übernimmt der Maler aus dem Text von Morris. Perseus betrachtet die Unglückselige im Spiegel. Bei Morris fordert die Gorgone den für sie unsichtbaren Helden dazu auf, Gnade walten zu lassen und ihrem Leid ein Ende zu machen. Edward Burne-Jones (1833–1898) gilt als der bedeutendste Vertreter der zweiten Generation der Präraffaeliten, der einflussreichsten Kunstströmung des Viktorianischen Zeitalters. 1875 erhält er den Auftrag, das Empfangszimmer im Londoner Anwesen des späteren britischen Premierministers Arthur James Balfour (1848–1930) mit einem Wandzyklus auszustatten. Bei der Umsetzung ist er an keine inhaltliche Vorgabe gebunden und wählt als Thema den antiken Perseus-Mythos. Seine literarische Vorlage ist das epische Gedicht »The Earthly Paradise« (»Das irdische Paradies«) von William Morris (1834–1896). Morris ist Textildesigner, Dichter, Romancier, Übersetzer und sozialistischer Aktivist. Als Freund und Geschäftspartner inspiriert er Burne-Jones zu zahlreichen seiner wichtigsten Arbeiten. Das achte Kapitel von »The Earthly Paradise« handelt von den Abenteuern des Halbgottes Perseus, des Sohnes. von Danae und Zeus. Teile des achtteiligen Zyklus bleiben unvollendet. 1971 gelangt er aus New Yorker Privatbesitz in die Staatsgalerie.

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