Stehender Soldat mit erhobenem Arm (Giovanni Grosso)

Worum es geht

Beschreibung

Zu der ungewöhnlich großfigurigen Gestalt des Soldaten in theatralischer Pose, wurde Jacques Callot durch einen Kupferstich von Francesco Villamena (1566-1624) aus dem Jahr 1613 angeregt (»Giovanni Grosso da Lucerna [La vera guida de gl’oltramontani ho qui retratto al natural’]«; vgl. auch »llustriss. Equiti Cassiano Puteo... dum Ioannem Altum, militem praetorianum, romanarum antiquitatum indagtorem... meo cælo expressum ad te mitto... Vale. Romæ... MDCXXIII. Franciscus Villamoena«, 1773, Nachdruck von Carlo Losi). In ihm ist der Schweizer Gardist Hans Groß (Giovanni Alto; Giovanni Grosso da Lucerna) dargestellt, der sich in Rom als Fremdenführer für deutschsprachige Besucher betätigt hatte: »la vera Guida«, der wahre Reiseführer, wie im Stich zu lesen ist. Großformatige in Feder ausgeführte Figurenskizzen finden sich im Werk Callots nur selten. Die schwungvolle Zeichenweise mit dem an- und abschwellenden Strich sowie die kleinteilige, krakelige, das Pittoreske unterstreichende Gesichtsbildung erinnern an frühe Studienblätter des Künstlers, die in seinen ersten Florentiner Jahren bald nach 1612 entstanden sind. Dabei fallen zahlreiche, wohl eigenhändige Überzeichnungen im Gesicht auf sowie weitere Veränderungen wie die Andeutung einer Halskrause über dem ausgeführten Spitzenkragen. Eine kleinformatige Variante der Zeichnung findet sich in St. Petersburg wieder (Ermitage, Inv. Nr. 832, T.519), die wiederum als Vorlage für eine Figur der Radierfolge »Varie figure« benutzt wurde (Daniel Ternois: Jacques Callot. Catalogue complet de son oeuvre dessiné, Paris 1962 Nr. 519; Jules Lieure: Jacques Callot. Catalogue de l'oeuvre gravé, Paris 1924-1927, San Francisco 1989, Bd. 1, Nr. 209). Eine offenbar nach dem Stuttgarter Blatt entstandene und von diesem nur geringfügig abweichende Nachzeichnung von fremder Hand befindet sich den Uffizien in Florenz (Inv. Nr. 2493 F; https://euploos.uffizi.it/inventario-euploos.php?aut=Callot+Jacques#opi… ). Eine aquarellierte Kopie nach Villamenas Stich von einem anonymen Schweizer Zeichner des 17. Jh. wird in Washington aufbewahrt (National Gallery, Inv. Nr. 2001.114.1; das Blatt trägt auf der Rückseite den Stempel des Königlichen Kupferstichkabinetts Stuttgart, lässt sich aber in unserem Bestand nicht näher identifizieren, da die Inv. Nr. fehlt; Collection Search Results (nga.gov) .

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