Strömungen

Die 1961 entstandene Zeichnung gehört in den weiteren Zusammenhang von Joseph Beuys Aktion »Eurasia« (vgl. Inv. Nr. C 1970/1859). Wie hier sind seine Zeichnungen oft zarte Gebilde in Bleistift auf dünnen Papieren und damit nicht nur in ihrer Materialität höchst fragile Objekte, sondern auch das Sehen der dargestellten Formen und Gegenstände verlangt dem Künstler selbst ein ungemein sensibles Empfinden ab, das auf den Betrachter übertragen wird und ihn in eine Welt voller philosophischer, literarischer, natur- und geisteswissenschaftlicher Bezüge entführt. Auch kann er mit den Blättern abtauchen in vorzeitliche Lebenszusammenhänge, die in ihren fremden und archaischen Visionen wiederum Gegenbilder zur Realität hervorrufen können, oder wie es Beuys selbst ausdrückte: »Wo Wahrnehmung begriffen wird, ist Wirklichkeit«. All dies setzt seelische Empfindung, Intuition und einen kreativen Prozess voraus, in dem Intellekt und Gefühl, Gehirn und Herz gefragt sind.