Porträtstudie eines älteren Mannes

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Worum es geht

Beschreibung

Alle Mitglieder der Familie Tiepolo stellten sich zeitlebens der großen Herausforderung, das menschliche Antlitz in ihrer Kunst zu gestalten. Wenn auch gemalte Porträts eher selten sind, so finden sich im graphischen Bereich zahlreiche Beispiele der Auseinandersetzung mit der individuellen Physiognomie. Hervorzuheben sind hier vor allem die außergewöhnlichen Porträtstudien Lorenzo Tiepolos (1736-1776) in den Zeichnungsalben im Martin-von-Wagner-Museum zu Würzburg (Christel Thiem: Ein Zeichnungsalbum der Tiepolo in Würzburg. Erkenntnisse zur Praxis und Funktion des Porträtzeichnens im Tiepolo-Studio, München 1996) sowie Zeichnungen von Giovanni Domenico Tiepolo (1727-1804) und dessen Serie von Radierungen »Raccolta di Teste«, die er überwiegend nach Vorbildern des Vaters schuf. Beide Söhne bauten in ihren Porträtzeichnungen und -graphiken auf den Schöpfungen des Vaters auf, von dem sich eine ganze Reihe von Porträtstudien, oft in Rötel, erhalten hat. Zu ihnen gehört diese höchst individuell gehaltene Skizze, in der Giovanni Battista den Kopf des Dargestellten mit knapp umrissenen Konturen gewissermaßen aus dem Nichts auftauchen lässt und mit einer zarten, den Rötelstift verwischenden Binnenmodellierung schildert. Zum Teil wurde der Rötel auch mit Wasser aufgelöst und führt so zu einer zusätzlichen subtilen Lavierung. Verhaltene Lichtakzente in weißer Kreide auf Stirn, Augen und Nase vermitteln einen höchst lebendigen Eindruck des Gesichtes. Bemerkenswert sind auch die kleinen, kurzen Striche, welche die Altersfalten um Augen und Mund verdeutlichen. Derartige Charakterköpfe erscheinen selten in Gemälden; sie stehen als autonome Porträtstudien im zeichnerischen Werk des Künstlers. Eine vergleichbare Skizze Giovanni Battistas befindet sich in Oxford; sie bereitet einen Kopf im Altargemälde in Mirano vor, das um 1759/60 entstanden ist (Knox 1980, Nr. M.608). Die etwas faserige, freie Behandlung des Rötels mit den die Altersfalten kennzeichnenden markanten kleinen Strichen kehrt am eindrucksvollsten im »Kopf eines alten Mannes« in San Francisco wieder; auch er wird noch vor die Abreise nach Spanien 1762 datiert (Tiepolo. A Bicentenary Exhibition 1770–1970. Drawings, mainly from American Collections, by Giambattista Tiepolo and the members of his circle, Ausst.-Kat. Fogg Art Museum, Cambridge/Mass. [14.3.-3.5.1970] u.a., Cambridge/Mass. 1970, Nr. und Abb. 92) Antonio Morassi vermutet jedoch als Zeichner des vorliegenden Blattes den jungen Lorenzo (Sui disegni del Tiepolo nelle recenti mostre di Cambridge/Mass. e di Stoccarda, in: Arte Veneta 24, 1970, S. 299), auch James Byam Shaw hielt die Zuschreibung an Giovanni Battista für mehr als zweifelhaft (Tiepolo Celebrations: Three Catalogues, in: Master Drawings 9, 1971, S. 264–274, S. 270).

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