Fliegend

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Worum es geht

Beschreibung

Als Albers 1920 - zunächst als Student - ans Bauhaus nach Weimar kam, wurde das Glas zum Medium seiner Wahl, was ihn bald zum Leiter der Glaswerkstätten prädestinierte. Nach ersten Glasassemblagen entstanden in den folgenden Bauhausjahren neben heute sämtlich zerstörten Glasfenstern eine Reihe bildmäßiger, mehrschichtig angelegter Sandstrahl-Arbeiten, bei denen handwerklich-rationale Solidität mit der mystischen Wirkung des Lichts verbunden werden sollte. Dieser umfassende Ansatz entsprach jenem aus dem mittelalterlichen Bauhüttenkonzept hergeleiteten Geist des Bauhauses - hatte man doch auf der ersten Werbebroschüre den Holzschnitt einer gotischen Kathedrale (angefertigt von Feininger) gezeigt und wollte man doch angewandte und freie Künste gleichwertig zur Herleitung einer neuen, lichteren Welt einsetzen. Allerdings war Albers auch schon an der Kunstgewerbeschule in Essen, wo er von dem holländischen Maler und Glaskünstler Jan Thorn-Prikker unterrichtet worden war, mit dem Gedanken vertraut gemacht worden, daß neben der Farbe auch das reale Licht als konstituierender Faktor einer transzendenten Bildwirkung in Betracht käme. In „Fliegend“, einer aus opakem Milchglas mit eingelassenen schwarzen und roten Streifenmustern bestehenden Arbeit, tritt das Licht nicht durch faktische Transparenz, sondern durch die Reflektion der Oberfläche in Erscheinung. Die disziplinierte geometrische Formensprache hat alle ornamentalen Momente historischer Glasfenster abgeworfen. Die bei Albers seltene Diagonaldynamik weist dabei möglicherweise auf den „De.Stijl“-Dissidenten Van Doesburg hin, der häufiger Gast am Bauhaus war und durch seine Diagonalstrukturen den rechtwinklig-strengen Kollegen Mondrian düpiert hatte. Nach der frühen Emigration von Josef und Anni Albers in die USA - von den geschickten 32 Glasarbeiten hatten nur 10 unbeschädigt den Transport überstanden - schuf der Künstler keine Werke mehr in diesem zerbrechlichen Material. Doch es wird bis hin zu seinen berühmten „Homages to the Square“ die aus den Glasarbeiten resultierende Idee, die Lichtwirkung von Farbinteraktionen systematisch zu untersuchen, weiterverfolgt. [IC]

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