Worum es geht

Beschreibung

Transkription: Die Menschen scheinen nicht dazu da zu sein[,] um Andere anzuerkennen und sich rechtzeitig in Andere zu vertiefen, sondern um für sich selbst zu wirken. Also nicht sachlich[,] sondern persönlich wird der Hauptsache nach auf dieser Erde gewirtschaftet. Das kann einer Sache, einer oft wichtigen Sache, sehr schädlich sein. Wie wenige vertiefen sich in ein Neues und schützen Bildung und Gelehrsamkeit vor[,] wenn sie, ohne sich zu vertiefen und sich aufzuklären, also indem sie das Gegenteil von dem thuen, was eine gelehrte Forschung verlangt, dagegen wettern und mithelfen[,] Wichtiges zu vernichten. Wie viele gelehrte Physiker haben wir seit Newton und Goethe gehabt[,] und jetzt erst wird die Goethe'sche Farbenlehre in ihrer Wichtigkeit anerkannt. Wie merkwürdig mutet Einen daran, dass z. B. das Selbstverständliche der modernen Bestrebungen in der Malerei, von Museumsdirektoren, die doch etwas von Kunst verstehen sollten, nicht erkannt, diese Bestrebungen von ihnen auf's Heftigste bekämpft werden. Es ist diesen Koryphäen bekannt, dass auch seinerzeit das, was sie nun als das Höchste schätzen, gewissermassen als ihr geistiges Eigentum betrachten, in gleich heftiger Weise befehdet wurde wie das Neue jetzt. Aber es ist merkwürdig, dass das, was wir Logik nennen, so vielen sogenannten u. sich selbst so nennenden Gebildeten und Gelehrten im Grunde genommen Wurst ist, wenn es sich um die Verfechtung persönlicher Ansichten handelt. Das Persönliche steht über der Sache. Übrigens ist es sehr schwer und erfordert eine Summe von Glück und Energie[,] eine Sache bis zu ihrem wirklichen Ausgangspunkt zu verfolgen. Man sollte nur vorher, bevor dieses ergründet ist[,] nicht den Mund zu voll nehmen. Die Oberflächlichkeit regiert die Welt und der Eigendünkel. Vor diesen beiden haben wir uns sehr zu hüten. Übrigens in bezug auf Kunst wurde ich kürzlich gefragt, wer denn eigentlich ein Kunstwerk verstehe? Die Antwort kann nur lauten, Der, der tief in dasselbe eingedrungen ist. Daraus resultirt, dass nur selten, verschiedenen Richtungen angehörige Künstler sich gegenseitig verstehen werden, da sie meist keine Zeit oder Lust haben[,] sich in ein Anderes hineinzuleben. Die gegenseitigen Aburteilungen werden also meistens auch durch eine grenzenlose Oberflächlichkeit bestimmt sein. Die Gelehrten meinen, sie allein müssen Alles wissen, kein Anderer, die Maler, sie allein müssen jedes bildliche Kunstwerk am besten verstehen! Hört ihnen nur zu, was beide, Gelehrte und Künstler, über Sachen[,] die sie wegen der erwähnten Oberflächlichkeit nicht voll verstehen können für Unsinn reden! Dabei ist es nur natürlich, dass Die, die sich mit Mühe aus Vorhandenem zu Neuem durchgerungen haben, das Vorhergegangene besser begreifen, als die Alten das Neue, mit dem sie sich nie befasst haben. Mein Sohn Du glaubst nicht[,] mit [wie] wenig Weisheit die Welt regiert wird! Und mit wieviel Dünkel, Eitelkeit, Neid und Missgunst. 11.7.14.

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