Worum es geht

Beschreibung

Im März 1855 wurde Wagner von der Direktion der Kunstschule, deren Professorenkollegium er als Leiter der Bildhauerklasse angehörte, mit der Schaffung einer kolossalen Marmorbüste des Königs beauftragt, die im Festsaal der Kunstschule (heute im Obergeschoss der Alten Staatsgalerie, Raum 14) aufgestellt werden sollte. Im Bericht der Kunstschuldirektion an den König Wilhelm I. von Württemberg ist zu lesen: "Professor von Wagner hat der Direktion ein Thon-Modell vorgestellt, welches sie nach seiner großartigen, würdigen Auffassung und in Beziehung auf die Aehnlichkeit als sehr ausführungs- und aufstellungswürdig erkennt. " Wagner wählt die klassische, auch von seinem Lehrer Johann Heinrich Dannecker vielfach gebrauchte Form der Hermenbüste. Die Spuren des Alters - und des Lebens - auf den gleichwohl idealisierten Zügen des über siebzigjährigen Monarchen nutzt Wagner zur Verstärkung der herrscherlichen Autorität des Dargestellten. Die Stirnfalte und erhobenen Augenbrauen verraten geistige Aktivität und ungebrochene Willenskraft. Der Lorbeerkranz, das Attribut des Cäsaren, weckt die Erinnerung an Ingres' berühmtes Bildnis Napoleons als Kaiser (1806, Musée de l'Armée, Paris). In Anerkennung des erheblichen zeitlichen Mehraufwands, den besonders die bildhauerische Realisierung der einzelnen Lorbeerblätter mit sich brachte, wurden Wagner von der Kunstschule 1000 Gulden für diese Arbeit zuerkannt. Eine weitere Fassung dieser Porträtbüste schuf Wagner ab Februar 1860 für den Festsaal der Universität Tübingen. Der König war offensichtlich mit seiner Stilisierung zum lorbeerbekrönten Cäsar nicht ganz zufrieden. Er selbst äußerte den Wunsch, die Tübinger Büste möge nach dem Modell jener klassizistisch beruhigten Hermenbüste gestaltet werden, die Dannecker kurz nach Wilhelms Thronbesteigung 1817-1820 angefertigt hatte, was sich aufgrund der bereits erfolgten Beauftragung Wagners als unmöglich erwies. [CC]

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