Worum es geht

Beschreibung

Beim ersten Blick fällt dem Betrachter sofort der Mann mit den halb heruntergelassenen Hosen auf. Er schaut uns direkt über die Schulter an und wird jeden Moment sein Hinterteil entblößen. Ohne Zweifel ist er auf dem Weg zum Klo im linken Bildteil. Bloemaert gibt dem Betrachter also einen Einblick in eine sehr intime Situation, macht ihn zu einer Art Voyeur. Auf der rechten Seite scheint der Hinterhof offen zu sein, denn es fällt viel Licht auf die Szene. Links dagegen ist der Bereich durch den Winkel des Gebäudes eingegrenzt, wodurch der Künstler einen zuspitzenden Effekt erzielt. Die Zeit, in der Abraham Bloemaert lebte, ist in den Niederlanden vom Umbruch geprägt. Um die Jahrhundertwende vom 16. zum 17. Jahrhundert kämpfen die nord-niederländischen Provinzen auf eigenem Boden um ihre Unabhängigkeit von Spanien. Der immer wieder aufkeimende Krieg ging natürlich nicht spurlos an der Bevölkerung vorüber. Zu dieser Zeit haben genrehafte Motive in der niederländischen Malerei bereits eine längere Tradition. Drastische Szenen dienten unter anderem der Belustigung, spiegeln aber auch oft einen kritischen Blick der Künstler auf die bestehenden Verhältnisse wieder. Die Darstellungen können aber auch als Zeitdokumente gesehen werden. So ist der Einblick, den Bloemaerts Blatt uns bietet, zu aller Erst eine Wiedergabe des alltäglichen Lebens. Bloemarts Werk zeichnet sich durch Vielfalt aus: Historienbilder, Figuren- und Naturstudien, Landschaft und solche Alltagsszenen. Derart explizite Darstellung sind dabei allerdings die Ausnahme. Die Zeichnung ist mit der Feder ausgeführt und sorgfältig in unterschiedlichen Farben laviert sowie mit Weiß gehöht. Ein solch hoher Aufwand ist normalerweise Verkaufsobjekten vorbehalten. [A. Pfeiffer/HMK]

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