Sitzende

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Worum es geht

Beschreibung

In gebieterischer Frontalität sitzt die Gestalt auf einem schlichten hölzernen Lehnstuhl. Ihr Gesicht ist in Kinderart gemalt als Kreisform mit eingeschriebenen Kürzeln für Mund, Nase, Augen. Die Beine sind übereinandergeschlagen, die Händ verschränkt. Das aus blauen und lila Stoffbahnen bestehende Kleid ist heruntergerutscht und gibt zwei nackte, in leuchtendem Gelb strahlende und sehr volle Brüste frei. Eine dunkelviolette und eine orange Flächenform neben dem ebenfalls gelben Gesicht sind vielleicht als Haar und Halstuch zu deuten. Ungemein vital tritt uns die Frauengestalt auf diesem großen Bild entgegen. Die zusammenfassende, mit klaren Konturen arbeitende Darstellungsweise des synthetischen Kubismus der 1910er Jahre wird hier nochmals aufgerufen. Mt ihren überdimensionierten Brüsten, dem runden "eingeritzten" Gesicht (zur gleichen Zeit bearbeitet Picasso kleine Kieselsteine auf diese Weise) erinnert sie an vorgeschichtliche Fruchtbarkeitsidole. Innerhalb der zahlreichen Frauenbilder dieser Krisenjahre - vgl. die "Frau mit Hahn", 1938, Inv. Nr. L 1344 - wirkt diese Magna Mater ("große Mutter"), die sich von den vielen gleichzeitigen, tragisch-expressiven Frauenbildern des Künstlers merklich unterscheidet, wie ein Gegenentwurf, wie eine kraftvolle Bejahung des Lebens. Die gerundeten Formen und die gelb-grün-violette Farbgebung erinnern im übrigen an die Bildkonstanten, die Picasso zur Charakterisierung seiner damaligen Geliebten Marie-Thérèse einsetzte.

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